Mittwoch, 24. September 2014

Thekentänzer (77)

Wer Unglück haben soll, bricht sich den Finger im Hirsebrei

Dreimal schon ist er am Kneipenfenster stehengeblieben, hat schamlos durch die Scheibe geglotzt und ist dann weitergegangen. Jetzt jedoch tritt er ein. Direkt dem ersten Gast hält er die Hand hin.
„Kennen wir uns?“ fragt der.
„Na, d-du bist doch bei u-uns in der F-firma.“
„Nein, bin ich nicht. Und deswegen geb ich dir auch nicht die Hand.“
Der Typ trottet weiter zum Tresen, fast stolpert er über den Stehring.
„K-kann ich hier mit K-Karte bezahlen?“
„Ab 20 Euro“, sagt der Kellner.
„D-du meinst, ich m-m-muss hier für 20 Euro saufen.“
„Naja, nur wenn du mit Karte bezahlen willst.“
Der Stotterer senkt den Kopf, schwer zu sagen, ob er nun angestrengt nachdenkt oder völlig desolat ist. Mit der Rechten zieht er sein Portemonnaie aus der Hose, öffnet es aber nicht. Stattdessen scheint er es einhändig zu kneten, auszuwringen, aber nein, da steckt kein einziger Cent mehr drin. Dann besinnt er sich:
„Wer U-Unglück haben soll, bricht sich den F-finger im Hirsebrei, sagt meine Mama immer.“
„Da hast du aber ne lustige Mama“, entgegnet der Kellner und spült ein paar Gläser. Eins davon füllt er mit Kölsch und stellt es dem Stotterer hin:
„Für deine Mutter“, sagt er.
Hatte auch einen Sprachfehler: Majas Freund Willi

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