Mittwoch, 27. Mai 2009

Straßenkämpfer (6)

Der Club der schönen Mütter

Vor einigen Tagen hatte ich beruflich in Porz zu tun. Dabei überquerte ich einen Spielplatz, und es geschah exakt das, was man auf einem Porzer Spielplatz erwartet: Eine Mutter rief nach ihrer „Chantal“. An den Geräten turnten auch vier Jungs. Zwei sahen aus wie Dennis, die anderen beiden gingen eher Richtung Kevin.
Am frühen Abend dann überkam mich der Durst, und ich fuhr in die Südstadt. Wiederum passierte ich einen Spielplatz, und da saß das, was die großartige Band „Fehlfarben“ als „Der Club der schönen Mütter“ besungen hat. Eine von ihnen sagte: „Mit wieviel Jahren hat denn der Cornelius mit Blockflöte angefangen?“
Die Antwort habe ich nicht gehört, aber in dem Moment fiel mir ein, dass ich zu diesem heiklen Thema mal eine schöne Kurzgeschichte geschrieben habe. Sie heißt:


Cornelia (und Kurt)

Pampers, Buggy, Wilkinet, Kika, Kita, Bobbycar – Merkst du was?
Scout und Hipp und Stilleinlage, Waldorf, Maja, Tigerente - Merkst du, wie geläufig mir diese Vokabeln sind?
Aber ich kann sie nicht mehr hören!
Ich ertrage das einfach nicht mehr, wie alle mit diesen Wörtern jonglieren. Als beherrschten sie eine Geheimsprache. Susanne war die erste in meinem Bekanntenkreis, euer Lukas dürfte jetzt wohl Vier sein, stimmts? Und seitdem reißt das nicht mehr ab. Ich traue mich manchmal kaum noch, auf irgendwelche Treffen mit alten Freundinnen zu gehen. Jedes Mal ist wieder eine schwanger.
Und wie sie es dann immer hinauszögern, bis sie damit rausrücken. Ich habe da inzwischen einen Blick für: Wenn eine schwanger ist und es gleich erzählen will, sehe ich ihr das schon im Vorhinein an. Als trüge sie schon das Mutterkreuz auf der Stirn.
Und danach hagelt es dann natürlich immer die üblichen Glückwünsche.
Dass das alles so vorhersehbar ist und immer genau gleich abläuft, nervt mich am meisten. Alle schrauben sich in ihre höchsten Tonlagen und schreien „Nein!“ und „Gibts doch gar nicht!“, als hätte ihnen jemand vom achten Weltwunder erzählt. Und kurz darauf setzen die, die schon Kinder haben, dieses wissende Grinsen auf, als wollten sie sagen: „Na wart´s ab, du weißt noch gar nicht, was du dir da eingebrockt hast.“
War das bei Susanne und dir auch so, dass ihr monatelang über einen Vornamen gegrübelt habt? Eine fängt immer an: „Wie soll er denn heißen?“ Und dann geht das los. Stundenlang. Dass „Max“ und „Marie“ zwar schöne Namen seien, aber dass ja heutzutage leider alle so hießen. Die kennen die Rankings alle auswendig, von Eins bis Zehn, wie sie alljährlich in den Zeitungen stehen. Oder sie haben im Internet nachgeschaut, welche Namen noch frei sind. Und dann nennen sie ihren kleinen Scheißer Renzo oder Rocco oder Sid, oder Siobhan oder Carlotta mit „C“. Und finden das supercool.
„Rocco!“ – Stell dir mal vor. Läuft der später als „Rocco“ durch die Gegend und ist vielleicht dürre und nur einssechzig groß. Oder „Carlotta“, als ob´s „Charlotte“ nicht auch täte. Sagt eine: „Carlotta.“ Sagt eine andere: „Lotta aus der Krachmacherstraße.“ Sagt eine: „Sid.“ Sagt die nächste: „Sid Vicious, hihi, der hat seine Freundin umgebracht.“ Und dann: „Siobhan, das ist keltisch, spricht sich ´Schiwonn´ aus, ist das nicht reizend.“ Die denken wirklich, sie seien hochindividuell, megaironisch und jedenfalls extrem unspießig. Dabei funktionieren sie genau nach dem selben Schema wie die Prolls. Wenn die ihre Kinder Nicole, Chantal oder Denis taufen, dann denken die doch auch, das wäre total exklusiv.
Und das routinierte Gerede, wenn dann mal wieder eine ihren Sechs-Pfund-Renzo entbunden hat: Klappt es mit dem Stillen? Pumpst du vorher ab, wenn du abends mal ausgehst? Per Hand oder elektrisch? Oder nimmst du dann Milchpulver? Welches? Wie steht´s mit Schwangerschaftsstreifen? – Postnatale Gymnastik, ich sag´s dir!
Was glaubst du, wie oft ich in den letzten paar Jahren das Wort „Dreimonatskolik“ gehört habe. Anfangs habe ich dabei immer an Lolek und Bolek gedacht, aber inzwischen kriege ich schon Phantomschmerzen, sobald jemand das Wort nur ausspricht. Diese Koliken scheinen so etwas wie der Urgrund für alle Probleme zu sein, die junge Eltern überhaupt haben können. Der Kleine schreit zu viel? Entwickelt sich nicht weiter? Schläft schlecht, trinkt schlecht, kackt schlecht?
Na alles klar, keine Angst, ist nur die Dreimonatskolik.
Es erschüttert mich manchmal, wie ergeben Frauen werden, sobald Nachwuchs da ist. Wie die sich in ihr Schicksal fügen. Natürlich kühmen sie ein bisschen, weil sie keine Nacht mehr vernünftig schlafen können. Aber für mich klingt es immer so, als kokettierten sie nur, als wären sie mehr auf Neid denn auf Mitleid aus: „Ich will mich nicht beschweren, er ist sooo süß!“ Es ist, als wären sie plötzlich ein anderer Mensch, wie umgepolt. Vorher waren sie Frauen, jetzt sind sie Mütter.
Es ist ja nicht so, dass ichs denen nicht gönne. Zumal meinen Freundinnen. Ich will nur nicht damit belästigt werden, jedenfalls nicht permanent. Ich fühle mich auch nicht direkt ausgeschlossen, obwohl ich nicht wirklich mitreden kann. Aber ich finde es schon irgendwie unsensibel und penetrant, im Beisein von Kinderlosen ohne Ende über Babys zu reden.
Stell dir vor – nur mal als Beispiel – ich würde Wellensittiche züchten und dich jetzt zwei Stunden mit den Feinheiten der Wellensittichzucht zutexten. Stell dir vor, alle deine Freunde züchten plötzlich Wellensittiche und reden über nichts anderes mehr als Jod-SL-Körnchen und die Vorteile von Schwenkkäfigen. Und du bist der einzige, der Wellensittiche scheiße findet: Wie kämst du dir da vor?
Genau!
Susanne ist noch vergleichsweise harmlos. Sie war die Erste, deswegen macht sie vielleicht nicht mehr so viel Aufhebens davon. Außerdem kennt sie mich gut genug, um das Thema auszusparen. Aber auch bei ihr sehe ich dieses milde, mitleidige Lächeln, wenn ich mich mal wieder drüber aufrege. Vielleicht hat sie ja Recht und es gibt tatsächlich so ein Glückshormon, das ausgeschüttet wird, sobald ein Kind da ist. Susanne ist davon vollkommen überzeugt. Ein Hormon der ewigen Freude, ebenso unerklärlich wie unversiegbar selbst in den härtesten Zeiten. Sie sagt, wir – also die Kinderlosen – könnten froh sein, dass wir das Gefühl nicht kennen, das dieses Hormon auslöst. Die Natur habe das gut eingerichtet, denn wenn wir - schon wieder ´Wir´ - wüssten, was wir verpassen, wären wir unglücklich.
Das mag ja stimmen, aber wer ist ´Wir´? Gehöre ich zu einer Gruppe von Mangelmenschen? Bin ich ein Krüppel, weil ich kein Kind habe? Du merkst: Ich übertreibe. Aber so kommt das bei mir an. Und wenn ich dann so einen Haufen glücklicher Mütter vor mir habe, weiß ich nicht mehr, wem wirklich etwas fehlt.
Degeneriert sind doch die, nicht ich! Man muss sich doch nur mal anhören, wie die sich unterhalten: „Titi sagt jetzt schon MAMA, Titi sagt jetzt schon PAPA, und vor allem NEIN - haha, jaja - NEIN sagen können sie immer als erstes, jeden Tag eine neue Entwicklung, und Titi kann jetzt schon ein paar Schrittchen gehen“ – SCHRITTCHEN, logisch, alles wird verniedlicht –, „Titi isst schon allein mit seinem Löffelchen und macht schon aufs Töpfchen.“ – Ich fasse es manchmal nicht, was für ein hohles Geschwätz an sich intelligente Frauen plötzlich absondern. Debiles Delirieren ist das, ich kann das nicht anders nennen. Und was die dann alles lustig finden, worüber die sich halb totlachen, die altklugen Sprüche ihrer Kinder, die doch in Wirklichkeit nur den Eltern nachgeplappert sind. Ich glaube, dass hinter diesem typischen Elterngerede letztendlich eine tiefe Angst steckt. Die verschanzen sich hinter ihrem Jargon, die nutzen den zur Selbstbestätigung. Vor allem die Frauen.
Vielleicht spüren sie, dass etwas Ungeheuerliches geschehen ist, ein großer Wandel, den sie nicht genau überblicken können. Alles, was sie wissen, ist, dass sie plötzlich weg vom Fenster sind, dass nichts mehr wie vorher ist und es keinen Weg zurück gibt. Und weil ihnen das solche Angst macht, demonstrieren sie umso vehementer ihre neue Existenz: Ich bin jetzt jemand, der neues Leben gezeugt hat. Jetzt ist alles geritzt und ich kann in Ruhe ne alte Schachtel werden.
Ich rede normalerweise nicht so. Ich habe mich jetzt ein bisschen da reingesteigert. Aber du weißt, was ich meine!
Ich sag´s dir ganz ehrlich: Ich will keine Kinder haben. Und ich will erst recht nicht so werden wie die Mütter, die ich kenne. Dieses Hormon, wenn es denn existiert, scheint eine extrem harte Droge zu sein. Eine, die mit sofortiger Wirkung blöd macht. Wenn ich schwanger wäre, würde ich mich davor am allermeisten fürchten.
Man hat Angst, wenn man keine Kinder hat, und man hat Angst, wenn eines unterwegs ist. Ist doch bescheuert, oder?



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Mittwoch, 20. Mai 2009

Coloniales (16)

Das Maurische Zimmer

Im Museum für Angewandte Kunst, Abteilung Historismus, stehen ein paar Möbelstücke des „Maurischen Zimmers“. So genannt von seinem Besitzer, dem Kölner Johannes Fastenrath. Der Raum wirkte schon museal, bevor er im Museum landete. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wohnten die Fastenraths, Johannes und Louise, in einem Haus am Kölner Neumarkt. Fastenrath (1839-1908) war der Sohn einer Remscheider Kaufmannsfamilie, die 1847 nach Köln übersiedelte. 1860 promovierte er als Jurist und wurde kurzzeitig Referendar beim Kölner Landgericht, bevor er beschloss, sich ausschließlich der Literatur zu widmen. Vier Jahre später brach er zu seiner ersten Spanienreise auf, die ihn nachhaltig begeistern sollte.
Bis 1869, als er das Land zum zweiten Mal besuchte, hatte Fastenrath spanische Stücke übersetzt und eine Reihe von Gedichtsammlungen publiziert, die sich an alt- und neuspanischen Vorbildern orientierten. Diese Leidenschaft trug ihm mehrere spanische Preise ein und öffnete ihm die Türen zur literarischen Nobilität des Landes. 1868 ernannte man ihn gar zum Ehrenbürger der Stadt Sevilla.
Nach und nach füllte sich das Maurische Zimmer am Neumarkt mit Mitbringseln seiner Reisen. Heutzutage im Museum wirkt der Raum – auf grauem Untergrund und um einige Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände ärmer – ein wenig steril. Aber mithilfe des Originalfotos gelingt es dem Betrachter, sich in diesen exzentrischen Geschmack, diesen völlig überladenen Ort einzufühlen. Neben zwei mit Perlmutt, Seide und Schnitzereien verzierten Sofas sind hier unter anderem zwei Stierkampf-Figuren ausgestellt: Banderillero und Espada. Die Bronzen stammen aus dem Paris der 1880er Jahre. Unwesentlich jünger kommt ein ebenfalls bronzener Figaro daher, der – Gitarre auf dem Rücken, Feder in der Hand – zugleich den Dichter und den Musikus gibt. Sein Besitzer Fastenrath wurde im Mai 1893 zum ersten Vorsitzenden der „Literarischen Gesellschaft Köln“ gewählt. Der kölsche Spanier behielt das Amt bis zu seinem Tode. Sein Nachlass wird übrigens (oder wurde?) vom Historischen Archiv der Stadt Köln verwaltet.

Und was schrieb er so, der Johannes Fastenrath? - Im Jahr 1865 veröffentlichte er ein Buch, das u.a. die folgenden "Andalusischen Sprüche" enthielt:

1
Meine Lieb´ ist wie ein Teller,
Ist der eine zerbrochen,
Kommt ein andrer an die Stelle.

2
Rosenstock erzieht die Rose
Und der Blumentopf die Nelke
Und ein Vater seine Tochter
Ohne daß er weiß, für wen.

3
Drei Jahr ist sie fort,
Da frug mich die Erde
Hast du sie vergessen?
Ich sagte Nein!

4
Wenn ihr je nach mir suchen solltet,
Sucht mich in dem heißen Süden,
Sucht mich bei den braunen Mädchen
Unter Blumen, unter Blüthen.



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Mittwoch, 13. Mai 2009

Coloniales (15)

Junggeblieben, taufrisch, 44

Seit Anfang dieser Saison ist das Geißbockecho keine Verkaufszeitschrift mehr, also nur noch den Mitgliedern sowie den Besuchern im Stadion vorbehalten. Bedauerlicherweise bekommt die Allgemeinheit deshalb auch nichts von der regelmäßigen Tischtennis-Berichterstattung mit. Dem FC ist seit seiner Gründung neben einer Handball- auch eine Tischtennis-Abteilung angeschlossen, die in diesem Jahr einige große Erfolge zu verzeichnen hat. Indem hier nun ein Artikel anhängt, der offiziell erst im Geißbockecho zum Spiel gegen Bochum erscheinen wird, kommen die Leser dieser Kolumne in den exklusiven Genuss einer Vorab-Präsentation. Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass die letzten beiden Sätze nicht in der Druckfassung stehen werden, weil sich dort der rührige Pressewart des Vereins ungehörig in den Vordergrund spielt. Aber lesen Sie selbst:

Tischtennisspieler des FC feiern erfolgreichen Saisonabschluss

In ihrem ersten Jahr in der Regionalliga konnten die Tischtennis-Spieler des 1. FC Köln den Klassenerhalt sichern. In einer äußerst ausgeglichenen Gruppe trennten den Dritten und den Drittletzten zumeist lediglich vier Punkte, sodass die Saison auch für die Geißböcke zu einem ständigen Auf und Ab wurde. Und so kam es, wie es kommen musste: Die endgültige Entscheidung fiel auf den allerletzten Spieltag.
Aber während sich die Mannen um Kapitän Marius Becker auf ihr Sonntagsspiel vorbereiteten, wurden sie bereits am Samstag erlöst. Der direkte Mitkonkurrent Schwalbe Bergneustadt patzte in Uerdingen, konnte den FC also nicht mehr einholen. Und so wurde die finale Partie gegen TuS Xanten zum Schaulaufen. Bis zum 6:5 für die Domstädter konnten die Xantener noch mithalten, dann jedoch setzten Christian Wipper, Denis Mortazavi und Philipp Gärtner zum Endspurt an. Das 9:5 katapultierte die Geißböcke in der Abschlusstabelle sogar noch bis auf Rang 6, ein fantastisches Ergebnis, mit dem vor der Saison niemand hatte rechnen können.
Die anschließende Nichtabstiegsfeier sah vor allem einen jungen Mann im Fokus: Daniel James Reed. Der 19-jährige Engländer hatte mit 17:5 Siegen im oberen Paarkreuz eine sensationelle Rückserie hingelegt und so maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Auch im Doppel neben Routinier Jens Lang glänzte er mit einer 13:3-Bilanz. Um seine Karriere weiter voranzutreiben, wird Reed in der kommenden Saison in die 2. Bundesliga wechseln. Aber weil er sich auch menschlich so hervorragend in den Verein eingelebt hatte, schwangen die Fans in der Halle sogar eigens angefertigte Daniel-Banner.
Über den Erfolg der 1. Mannschaft sollte man das Abschneiden der weiteren Teams nicht vergessen. Auch die Oberliga-Mannschaft war als Aufsteiger in das vergangene Meisterschaftsjahr gegangen. Mit der Aufstellung Steinbach, Müller, Redemann, Wilmes, Nau und Jakobs landete man auf einem sicheren 8. Platz. Und während die 3. Mannschaft noch bis Ende Mai in der Relegation um den Verbleib in der Verbandsliga kämpft, gelang der 4., 6. und 9. der Aufstieg in die nächsthöhere Klasse. Einen Durchmarsch der besonderen Art darf vor allem die 4. feiern, die nun von der Bezirksklasse bis in die Verbandsliga dreimal in Folge ganz oben landete. Hier muss vor allem Bernd Imgrund erwähnt werden. Der junggebliebene, immer taufrische 44-jährige legte mit 26:5 Siegen den Grundstein zum Erfolg.





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Mittwoch, 6. Mai 2009

Momentaufnahmen (2)

Jenna Jameson und der Mattenkönig

Kneipe, Nordstadt:
Zwei nicht mehr ganz nüchterne Gäste unterhalten sich.
Gast 1: „So alt, wie ich aussehe, kannst du niemals werden.“
Gast 2: „Hä?“
Gast 1: „So alt, wie ich aussehe, kannst du niemals werden.“
Gast 2: „Jetzt in echt?“
Gast 1: „Komm, vergiss es!“

Rodenkirchen, Kölsch AG einer Grundschule:
Ich stelle den Kindern das „Rollbrett“ von den Bläck Fööss vor, also das Lied vom „kleinen dicken Dieter“. Das erste Mädchen liest eine Strophe vor und sagt „Peter“, englisch ausgesprochen, also wie Dieter mit „p“. In der zweiten Strophe dasselbe Problem bei einem Jungen. Ich korrigiere ihn, aber das dritte und vierte Kind sagen ebenfalls: „Pieter“.
Klar, da hat sich ein Fehler eingeschlichen, einer spricht dem anderen falsch nach. Aber hier wird, glaube ich, auch noch etwas anderes deutlich: Der Name Dieter ist ausgestorben.
Ich heiße Bernhard.

Fußballplatz, Ehrenfeld:
Auf der Asche stehen sich zwei F-Jugend-Mannschaften gegenüber. Die beiden Zuschauer neben mir tragen Schnäuzer und falschrum aufgesetzte Basecaps. Nennen wir sie Hein und Vinzenz.
Hein: „Der Ball hätt doch sujar ming Oma erinjedonn.“
Vinzenz: „Ävver wat meinste, wat dem Berlusconi jetz die Muffe jeit.“
Hein: „Es doch klar, dä muss jetz die Milliarde mit singer Ahl deile.“
Vinzenz: „Italien es jo suwiesu en Bananerepublik. Ävver wat dä do määt, alsu echt!“
Hein: „Dat es vielleisch ene Jrottekick he, ich jlöuv, ich jonn noh Huss.“
Vinzenz: „Do künnt dä och tirek dat Dolly Buster met in de Rejierung nemme.“
Hein: „Oder in de Weetschaff. Ich jonn noch op e Bierche beim Kläus.“
Vinzenz: „Oder dat Michaela Schaffrath.“
Hein: „Flöck e Bierche beim Kläus un dann noh Huss, dat klingt doch wie ene Plan.“
Vinzenz: „Oder dat Jenna Jameson, stell d´r dat ens vüür, Jung.“
Hein: „Do häss se doch nit mieh all, weißte dat.“
Vinzenz: „Wieso dat dann, dat määt dä Berlosconi doch och.“
Hein: „Jo, ävver dat Jenna Jameson ...“
Vinzenz: „Ja wat dann?“
Hein: „Dat es doch ja kein Deutsche, versteiste!“

Stadtanzeiger, Lokalteil:
Rolf Kistenich, Chef vom Blue Shell, gesteht zum 30. Kneipenjubiläum: „Ich war der Mattenkönig von Niederkassel.“
Ich glaube, da muss ich demnächst mal wieder hin.



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