Mittwoch, 30. Juni 2010

Fotoroman (2)

Attik, André und die Aalfrikadellen

Zur Eröffnung des Medienforums wurde auf der MS Rheinenergie gefeiert. Es gab Becks Gold und Aalfrikadellen, und wir hatten viel Spaß. Das Schiff fuhr gen Süden genau so weit, dass man die Godorfer Chemie-Skyline vermied, und nach Norden hin wurde kurz vor Niehl und Leverkusen abgedreht. Köln ist echt schön.


Als ich auf dem roten Teppich war, fragte eine Fotografin ihren Kollegen: „Wer ist das?“. Der Typ gab ihr eine Antwort, und daraufhin haben beide ihre Kameras unten gelassen.


Schon am frühen Abend ging es auf dem Panoramadeck hoch her. Jean Pütz trug eine gestreifte Weste und Marie-Luise Marjan ein fliederfarbenes Tuch über der Schulter. Sie unterhielt sich mit einer Kollegin, die immer betrogene Ehefrauen spielt. Der berühmte Gagschreiber Attik Kargar hatte sein rotes Hemd sehr weit aufgeknöpft, und der angesehene Kunstspediteur André Falck blickte hoffnungsvoll in die Zukunft. Ganz links: Baby Schimmerlos.


Eine schwangere Kamerafrau beim Interview mit Danny DeVito (verdeckt).


Leonardo di Caprio und Kate Winslett blicken verliebt gen Rodenkirchen.


Rolf Zacher muss wiederbelebt werden.


Das Metall der Rheinbrücken strahlt brutale Hitze aufs Deck ab. Jessica Biel entspannt ihre Füße.


Getanzt wurde mit Funkkopfhörern, ohne die man nur die hüpfenden Menschen sah. Weil zwei DJs parallel werkelten, bewegten sich die Leute zu verschiedenen Rhythmen. Irgendwann war dann aber Schluss: der Vollmond über Deutz.



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Dienstag, 22. Juni 2010

Thekentänzer (30)

2:1 für Roland

Der Typ kommt rein, den Autoschlüssel noch in der Hand, und setzt seine zwei Euro auf einen 2:1-Sieg von Dänemark. „Roland“, steht neben seinem Tipp. Danach schlurft er auch schon wieder zur Tür.
„Früher“, sagt er, „wenn ich mich morgens beim Schuhebinden zu heftig gebückt habe, dann is mir meistens direkt alles rausgekommen. Aber heutzutage lasse ich´s viel ruhiger angehen. Ich hab ja jetzt Familie.“
Zwei Stunden später, die Dänen haben 2:1 gewonnen, und wer steht plötzlich vor dem Tresen? - Klar.
Roland sackt die 38 Euro ein, die in dem mit Münzen gefüllten Whiskeyglas auf ihn gewartet haben. Er bestellt ein Kölsch und einen Sechsämter, und direkt danach, Gott weiß wieso, dasselbe noch einmal.
„Das Auto hab ich nach Hause gebracht“, sagt er.
Und weil heute sein Glückstag ist, stellen sich die drei Mädels, die dann reinkommen, direkt neben ihn.
„Bist du vom Fernsehen?“, fragt Manuela, auf die der Deckel geht. Sie ist so blond, dass es in den Augen schmerzt.
„Nee, aber ich ...“
„Du bist echt vom Fernsehen?“ sagt die zweite Frau. Alle drei kichern.
„Ich ...“
„Welche Sendung? Spielst du in irgendner Sendung mit?“ sagt die Dritte.
„Ich hab den Pott gewonnen“, sagt Roland, „trinkt ihr ein Bier mit mir?“
Um halb 1 ist die Sechsämter-Flasche leer und Roland auf dem Tresen eingeschlafen.
„Hast du Football´s coming home?“ fragt die Blonde.
„Nein, aber frag doch mal den Roland”, sagt der gemeine Kellner.
„Hahaha hihihi“, machen die Mädels, und eine streicht dem Schlafenden immerhin kurz über den Kopf. Bald darauf bezahlen sie ihren Deckel, der dank Rolands Runden extrem klein geblieben ist. So gegen 4 wacht er kurz einmal auf.
„Ich bin so dämlich“, lallt er. „Ich bin so ein dermaßen hirnloser Schlauch.“
„Du solltest heimgehen“, rät ihm der Kellner. „Du hast doch Familie.“ Aber das hört Roland schon nicht mehr.
Um halb 6 ist schließlich Feierabend, Roland wird entschlossen geweckt.
„Is finito Roland, ich muss dich jetzt rausschmeißen.“
„Allz kla, Alta, was binnich dir schuldich?“
Roland gleitet von seinem Stuhl, krallt sich mit einer Hand an der Theke fest und lässt mit der anderen die Münzen klimpern.
„Da kuck ich gleich mal nach, mein Lieber“, sagt der Kellner, und dann:
„Macht genau 38 Euro, Roland.“


Hirnlose Schläuche


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Dienstag, 15. Juni 2010

Ein richtig gutes Interview!

Wie ich einmal die berühmte Schauspielerin AA interviewen wollte und schließlich die etwas weniger berühmte Frau BB vors Mikrofon bekam. Und wie ich dafür mit der kooperativen PR-Agentin CC hin und her mailte.


Imgrund an Agentur:

Guten Tag zusammen,
ich würde Frau AA gern für die Kölnische Rundschau interviewen. Ich betreue dort eine Interview-Reihe, die jeweils samstags ganzseitig erscheint und interessante Kölner/innen vorstellt - prominente und unbekannte. Frau AAs neuer Film wird zwar ein Aufhänger sein, aber die Reihe besteht aus porträtierenden Interviews, vielleicht reden wir also auch über ganz andere Themen wie etwa ?? oder ??.

Mit besten Grüßen, Bernd Imgrund


Agentur an Imgrund:

Lieber Herr Imgrund,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Wir besprechen das gerne mit Frau AA. Sie steckt jedoch gerade in Dreharbeiten, weshalb es zurzeit etwas eng werden könnte. Gibt es eine Deadline? Müsste das Interview persönlich geführt werden oder reicht auch ein Telefoninterview?

Herzlichen Gruß, CC (publicity assistant)


Imgrund an Agentur:

Liebe Frau CC,
Deadline gibt´s nicht, die Reihe geht ja immer weiter. Aber das Gespräch muss persönlich geführt werden, in Köln, und beansprucht etwa 40 Minuten.

Beste Grüße, Bernd Imgrund


Agentur an Imgrund, ein paar Tage darauf:

Lieber Herr Imgrund,
wie bereits erwähnt, ist Frau AA aktuell derart eingespannt, dass wir es zeitnah nicht schaffen werden. Wir versuchen aber Anfang bis Mitte nächsten Monats einen Termin zu finden und halten Sie darüber auf dem Laufenden.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Herzlichen Gruß, CC


Imgrund an Agentur:

So machen wir´s, danke.
Bernd Imgrund


Agentur an Imgrund, drei Wochen später:

Lieber Herr Imgrund,
leider wird es Frau AA zeitnah nicht möglich sein, mit Ihnen das Interview zu führen. Sie ist aufgrund von Drehtagen, Presseterminen und anderen Engagements einfach zu sehr eingespannt und bis den nächsten Monat sogar im Ausland.
Ich würde Ihnen aber gerne Frau BB vorschlagen, die aktuell in der sehr erfolgreichen Serie ?? spielt. Vor kurzem stand sie unter anderem in der zweiten weiblichen Hauptrolle neben ?? für den großen TV-Film ?? vor der Kamera. Im Anhang finden Sie weitere Informationen zu Frau BB.
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.

Herzlichen Gruß, CC


Imgrund an Agentur:

Liebe Frau CC,
Frau BB finde ich auch sehr interessant. Wenn Sie einen Termin für die kommende Woche, gerne Wochenanfang, hinbekommen, wäre das prima.

Beste Grüße, Bernd Imgrund


Agentur an Imgrund, selber Tag:

Lieber Herr Imgrund,
Frau BB schlägt Ihnen Montag um 13.00 Uhr im Café ?? vor. Würde das bei Ihnen klappen?
Wird es ein reines Interview geben oder wird zusätzlich ein Fotograf vor Ort sein?

Herzlichen Gruß, CC


Imgrund an Agentur:

Liebe Frau CC,
klar, das klappt bei mir. Also Montag um 13 Uhr. Das ist eine Interview-Reihe mit Portrait-Foto, da kommt also auch ein Fotograf.

Beste Grüße, Bernd Imgrund


Agentur an Imgrund:

Lieber Herr Imgrund,
wunderbar. Dann hänge ich Ihnen gleich einmal unsere obligatorische Gegenlesvereinbarung an mit der Bitte, diese unterschrieben an uns zurückzusenden.

Vielen Dank und herzlichen Gruß, CC


Imgrund an Agentur:

Liebe Frau CC,
es geht um eine etablierte Interview-Reihe, gerade heute Vormittag habe ich die ersten 33 IVs als Buch im Emons Verlag vorgestellt ("Ohne Rhein kein Dom"). Alle diese Interviews, selbstverständlich auch das mit Frau BB, lasse ich wortwörtlich autorisieren.
Statt der gefaxten Gegenlesvereinbarung biete ich Ihnen mein Wort an.

Mit besten Grüßen, Bernd Imgrund


Agentur an Imgrund:

Vielen Dank Herr Imgrund. Und die Fotos kann sich Frau BB dann direkt vor Ort anschauen und freigeben?

Herzlichen Gruß, CC


Imgrund an Agentur:

Fotos freigeben: Kam bisher erst einmal auf, dieser Wunsch (auch von einer Frau). Aber machen wir, klar, ich lasse ihr eine Auswahl schicken.

Grüße, B.I.


Agentur an Imgrund:

Vielen herzlichen Dank.
Sie wissen doch wie eitel wir Frauen sind.

Herzlichen Gruß und eine schöne Restwoche, CC (publicity assistant)


Imgrund an Leser: Frau BB war dann wirklich sehr nett. Das Interview wurde - logisch nach solch gründlicher Vorbereitung - hervorragend!


Auch dieses Foto aus dem ostdeutschen Raum ist sicherlich einst freigegeben worden.


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Mittwoch, 2. Juni 2010

Fundstücke (5)

Coole Namen

Die Mitglieder des Odenthal-Strauweiler Hofgerichts zwischen 1535 und 1543:
Anton von Keffermich, Bernttengut zu Kirsbach, Wilhelm auf der Hütte, Schickbergs Jan, Dietrich zur Heide bei Farzemich, Jentgen von Romaney, Theiß in den Hoeven, Girlich von Erberich, Hans in der Schmitten, Schroeder Wilhelm,
Gockel zu der Großen Heide

Zur berühmten Bande des Matthias Weber, genannt „Fetzer“ (1778-1803), gehörten:
Leibchen Schloß, Ruben Simon, Waldmann, Anton Heinze, Schlaumann und Wambach (zwei Juden aus Offenbach), Meyer Fuchs, Johann Hammer und dessen Sohn, Carl Heckmann, Afrom May, Monsam, Serves Joseph, Meyer Gas, Freyem Polak, Hampel hohl mich, Anron Heinze, Picard der Elsaßer und der dicke Mathies

In den Kriegen von 1866 und 1870/71 fielen in der Gemeinde Odenthal (Oberbergischer Kreis):
Mathias Ollig, Anton Sahler aus Lanzemich, Anton Sahler aus Schallemich, Moritz Schulten, Johann Cramer, Hermann Esser, Wilhelm Gerken, Peter Hamacher, Peter Josef Käsbach, Franz Menrath, Peter Johann Peters, Franz Peter Selbach und Christian Schultes.

Mafiosi in Don Winslows Krimi „Frankie Machine“ von 2006:
Frank „Frankie Machine“ Machianno, Tony Palumbo, Vincent Vena, James „Jimmy the Kid“ Giacamone, Al DeSanto, Jimmy Forliano, Chris Panno, Mike Pella, Jimmy Hoffa., Joey “The Clown” Lombardo, Nicki Locicero, Tony Jacks Giacamone, Paul Moretti, Tony “Pro” Provenzano, Teddy Migliore, Sherm „The Nickel“ Simon, Bobby Bats, Johnny Brizzi, Rocky Corazzo


Der Pate von Köln, gut getarnt auf seinem Balkon


In ihrem autobiographischen Buch „Just Kids“ (2009) dankt Patti Smith folgenden Menschen:
Lenny Kaye, Rosemary Carroll, Daniel Halpern, Edward Mapplethorpe, Sharon Delano, Judy Linn, Andy Ostrowe, Oliver Ray, Nancy M. Rooney, Janet Hamill, David Croland, Abigail Holstein, Lynn Davis, Steven Sebring, Linda Smith, Bianucci Renaud, Donnedieu de Vabres, Jesse Paris Smith


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Dienstag, 1. Juni 2010

Momentaufnahmen (12)

Brezeln, Bier und Lippenpiercings

Hohe Pforte, Fußgängerzone
Bettlerin: „Bisschen Kleingeld übrig?“
Passant: „Wollen Sie ein Stück Brezel?“
Bettlerin, auf die braun-gelb-klebrige Pfütze zu ihren Füßen weisend: „Nee, ich hab doch gerade gekotzt.“

Schildergasse, vor H&M
Junge Frau mit starkem rheinischen Akzent zu ihrem Begleiter: „Total tussig, die ganzen Klamotten. Würd ich nie anziehen, son Zeugs.“
Ein paar Meter weiter vor einem Schmuckladen, dieselbe Frau: „Und hier hab ich mir mein Lippenpiercing machen lassen.“

Rundbögen in der Stadtmauer von Bergheim, besetzt mit Alkoholikern
Alkoholikerin mit blauem Auge, in einem der Bögen kauernd: „Tja, tut mir leid, junger Mann: Alle Zimmer besetzt!“
Restliche Alkoholiker: lachen sich schlapp.

Essener Ruhrkurier, Ausgabe vom 30.4.2010
Kolumnistin Beatrix von Lauff: „Auf einmal verspüre ich vermehrt einen Hang zu regelmäßigen Sit-Ups vor dem Fernseher, mein Fitnessstudio sieht mich häufiger als im Winter und auf dem Tennisplatz lasse ich die Kalorien förmlich nur so purzeln. (...) Von mir aus könnte es ewig so weitergehen ...“

Hohe Straße, Mc Fit-Muckibude
Mädchen an Gerät 7 zu ihrer Freundin: „ ... und weil der Micha dann mit der Simone wo doch die Denise eigentlich mit dem Micha hab ich mich da aber übelst ausgeklingt und weder der Simone noch dem Micha und schon gar nicht der Denise weil die is ja sowieso ...“
Junge an Gerät 8 zu seinem Freund: „Die kannste vergessen, die zwei.“


Micha und Simone beim Tête-à-Tête


Deutschlandfunk, Kammermusiksaal
Alte Frau in exquisiter Abendgarderobe: „Die Akustik war früher besser, da kannst du sagen, was du willst.“
Müder alter Mann an ihrer Seite mit vergleichsweise zerknautschter Kleidung: „Die war früher ganz genauso.“
Alte Frau: „War sie nicht, und jetzt sei um Gottes Willen still!“


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