Mittwoch, 25. April 2012

Straßenkämpfer (21)

I-Rider On The Storm

Komm, lass uns eine rauchen
Alle andern sind doch nur
Grün, wenn
Ich dir den Namen dieses Zuges sage
Schlackerst du mit den Ohren, ich
Sag ihn dir nicht was hast du davon.
Fahr mit! Und
Warts einfach ab!

Hast du den alten Mann gesehn
Mit der Plastiktüte?
Der machts nicht mehr
Lange.
Und die alte Frau dahinten
Auch nicht.

Die Sterne leuchten hell
Die Clowns grinsen breit
Ich fühl mich so supergut
Dass ichs kaum erwarten kann, ich nehm mir
Clown Nr. 9 und
Schmeiß ihn gegen die Wand,
Denn vor mir
Kann sich niemand verstecken.

Wir haben das doch alles schon gesehn!
Nennen die dich auch
So?
Ich tanz
Auf meinen Koffern
Und quatsche nur
Pop.
Ich bin dein U-Bahn-Surfer
Damit du
Was zu erzählen hast.

Ich tanze auf der Straße
Im Supermarkt und
Quatsche dumm rum
Schubidubidu-
Ah! Alles
Nur für dich, damit du
Was zu lesen hast.

Bratz Bratz Bratz
Ich kanns nicht verleugnen, ich
Lebe am Limit, also
Bratz Bratz Bratz
Völlig Klar! Und
Klar haben wir da
Ein paar Probleme und
Versuchen alles Mögliche, aber
Bratz Bratz Bratz

Du kriegst genau das, was
Kommt
Ich krieg genau das
Was kommt, wir wollen doch
Alle alles, nur
Dass du eben nicht
Alles haben kannst, nur
Ich.

Das treibt mir die Tränen
In die Augen
Wie wir da alle
Meinen Chor singen, die Kleine,
Du
Und alle, also,
Schärf deine Stiefel und
Stapf voran immer mir
Hinterher:
Tusch! Der Blarney Stone
Hat ganze Arbeit geleistet.




Sag mir, wo die Cowboys sind, wo sind sie geblieben

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Mittwoch, 18. April 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (21)

Ein schweigsamer Geselle

Anton hatte keinen einzigen Heller mehr auf der Tasche, mittlerweile war sein Hunger sogar größer als der Durst. Also kramte er seine Angel aus dem Schoppen und setzte sich in Westhoven ans Rheinufer.
„Bitte, lieber heiliger Willy, lass mich doch wenigstens einen verdammten Hering zum Frühstück fangen.“
Stattdessen jedoch – denn der heilige Willy ist ein schwer berechenbarer Zeitgenosse – zog der Anton einen Totenkopf aus dem Wasser. Und Anton, in all seiner Unbedarftheit, fragte den Schädel: „Was führt dich denn an meinen hoffnungslosen Haken?“
Aus den Kieferknochen des Totenkopfs kam hohl eine Antwort: „Das Reden.“
Voller Schrecken jagte der hungrige Angler über die Brücke zu seinem Bürgermeister und erzählte ihm von seiner unglaublichen Begegnung.
„Ein sprechender Totenschädel?“ fragte der Bürgermeister ungläubig. Denn natürlich ging er davon aus, dass der Anton entweder zuviel getrunken oder endgültig seinen Verstand verloren habe.
„Ich warne dich, du alte Saufnase. Wenn du mir Unsinn erzählt hast, dann schlage ich dir den Kopf ab.“
Aber Anton führte den Bürgermeister und sein Gefolge selbstsicher an den Rhein. Dort wiederum, wie sollte es anders sein, weigerte sich der Totenkopf hartnäckig zu sprechen. Anton bettelte, Anton flehte, ja, er sang dem bleichen Gebein gar ein kölsches Liedchen. Allein, es half gar nichts. Der Schädel schwieg wie ein ganz gewöhnlicher Totenkopf.
Also zog der Bürgermeister sein Schwert und schlug dem Anton eigenhändig den Kopf ab. Dann kehrte er mit seinen Dezernenten und sonstigen Bütteln zum Rathaus zurück, um sich dort einen zu genehmigen nach der beschwerlichen Tour auf die andere Seite.
Am Westhovener Rheinufer jedoch fragte der alte den frisch abgeschlagenen Totenkopf:
„Was hat dich denn hierhergeführt?“
„Das Reden“, antwortete Antons Kopf.


Noch ein schweigsamer Geselle

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Mittwoch, 11. April 2012

Thekentänzer (54)

Bin mal gespannt, wie das wird

Rolf hat die Statur eines krummen Nagels und den Blick eines geprügelten Hundes. Ich bin neu in dieser ostfriesischen Kneipe, also fängt er an zu erzählen:
„In den Anker geh ich gar nicht mehr. Der nimmt 30 Cent mehr für´s Bier. Der spinnt ja. Und die haben da nichtmal Jever, sondern nur Gaffel. Das ist aus Köln, so´n ganz billiges Zeug.
Sonntags morgens, wenn die Klause zu hat, mach ich Frühschoppen in der Kiste. Wenn die um 10 öffnet, steh ich schon vor der Tür. Und bleibe bis 12. Aber keine Minute länger.“
Der alte Kerl neben Rolf auf der Rentnerbank nickt lachend mit dem Kopf. Katrin, die Wirtin, schüttelt ihn.
„Ist jetzt 17 Jahre her, mein letzter Schnaps. Konnte ich nie gut verknapsen, ich werde davon immer wütend. Aber mir ist auch nüchtern egal, wie groß oder kräftig einer aussieht. Ich hau ihn weg.
Gelernt habe ich Koch, aber ich arbeite jetzt seit 6 Jahren im Krankenhaus. Da mach ich alles. Ich fange um 6 an, aber eigentlich warte ich schon ab 2 Uhr auf Arbeit. Da werde ich nämlich immer wach und stehe auf. Bin mal gespannt, wie das wird: noch 13 Jahre bis zur Rente. Auf dieser Insel lebe ich jetzt seit 24 Jahren. Aber du kommst nicht ran an diese Leute. Die sind norddeutsch, ich bin Sachse.“
Die Wirtin nickt, der Alte blickt skeptisch in die Ferne. Rolf erzählt weiter:
„Ich will noch ein bisschen leben. Ich zahle 250 Euro Miete und genauso viel Nebenkosten. Auch 250, das glaubt man nicht, wie teuer diese Insel ist. Und für 73 Euro im Monat spiele ich Lotto. Man weiß ja nie.“
Rolf hat die Statur eines geprügelten Hundes und den Blick eines krummen Nagels.
„Hier in der Klause sitze ich übrigens immer ab 4. Da kann die Katrin die Uhr nach stellen. Stimmt´s, Katrin? Und um 8 gehe ich.
Also tschüss denn.“


P.S.: Macht zusammen: 705


Noch 13 Jahre bis zur Rente



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Mittwoch, 4. April 2012

Aphorismen (2)

Auf der Überholspur


Geisterfahrer

Manche rasen so lange auf der Überholspur, bis eines Tages ihr Wagen abhebt, über die Leitplanke setzt und sie sich als Geisterfahrer wiederfinden.


Novellen

Novellen sollen schwimmen wie ein Schiff auf einem ruhigen Fluss im Herbst, das plötzlich in einen Strudel gerät. Es kommt wieder daraus hervor, und vom Ufer aus scheint alles unverändert. Aber an Bord ist nichts mehr, wie es war.


Heimwerker

Was dem Krieger das Gewehr, ist dem Heimwerker die Silikonspritze.



Dreckige Wäsche

Wenn dreckige Wäsche gewaschen wird: Ist sie danach sauber?


Sisyphos

Sisyphos hat den Stein eben immer wieder hochgewälzt. Andere bleiben unter ihm liegen – und fühlen sich entsprechend bedrückt.

Geisterfahrer


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