Mittwoch, 29. August 2012

Thekentänzer (60)

Basti und sein Bifimädchen

Nebenan bei den Arabern geht es zur Sache. Vor dem Café wird brachial diskutiert und mit den Fäusten gefuchtelt. Einen hat es erwischt, der darf nicht mehr rein. Ganz gelassen bleibt nur der alte Mann in seinem PKW. Steigt nun aus und umgreift den Oberarm des Geschassten. Zieht ihn, gelassen, zum Auto und drückt ihn auf den Beifahrersitz. Eine Vater-Sohn-Geschichte, was sonst.
Die Frau am zweiten Hochtisch starrt seit zwei Stunden die Wand an. Ihre Becksflasche steht unberührt neben dem Aschenbecher. Auf ihren Rücken fällt der letzte Sonnenstrahl des Abends. Noch immer zeigt das Thermometer 30 Grad im Schatten.
„Meine Oma ist 101 geworden“, sagt der Weintrinker. „Und dann ist sie friedlich in ihrem Ohrensessel hingeschieden.“
Schönes Wort: hinscheiden. Und seltsame Bestellung, noch nie hat eine Frau bei mir nach Bifi gefragt. Aber dieses neue Pärchen da: „Zwei Bier und zwei Bifis bitte. Auf Basti.“
Ob sie´s wegen der ganzen „b´s“ gemacht hat? Bestimmt!
Der alte Araber lässt den Motor an, während sein Sohn durchs Seitenfenster gen Café gestikuliert. „Ich komme wieder“, scheint er zu sagen, „und dann gnade euch Allah.“
Die Typen vorm verhangenen Caféfenster lachen, schütteln die Köpfe, ziehen an ihren Zigaretten. Eine Freundin der sedierten Frau taucht auf, nimmt sie in den Arm, hilft ihr vom Stuhl, führt sie hinaus. Ich winke ab, die Freundin nickt, scheiß auf die 2 Euro 30.
Die beiden mit den Bifis sind schwer verliebt. Trinken aber immer noch eins, großer Fehler. Irgendwann werden sie den Punkt überschritten haben, die wären besser eher nach Hause gegangen. Der Junge, Basti, stößt beim Reden schon den Zeigefinger in die Luft.
„Die hat jeden Tag eine Flasche Wein getrunken, meine Oma. Besser als Klosterfrau Melissengeist, was meinst du, wie viele alte Menschen durch Klosterfrau Melissengeist zum Alk geworden sind. Ich sage nur: 80 Umdrehungen, da stirbst du, wenn du das pur trinkst!“
„Meine Oma steht sowieso mehr auf Sechsämtertropfen“, sage ich, obwohl das nicht stimmt. Danach schütte ich uns zwei davon ein, damit Ruhe ist.
Auch nebenan hat sich die Spannung gelöst. Der Querulant ist fort, nur ein paar zertretene Kippen auf dem Trottoir zeugen noch vom Aufstand vorhin. Basti lallt jetzt ein bisschen, und sein Bifimädchen nickt müde mit dem Kopf. Der Ventilator ächzt unter seiner Last aus Staub und toten Insekten, alle schwitzen und schweigen. Außer dem Weintrinker:
„Mit meiner Oma würd ich gerne nochmal die Sau durchs Dorf treiben“, sagt er.

Abendliches Idyll

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Mittwoch, 22. August 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (25)

Die Stützen der Welt

Triefäugig war er bereits als kleiner Junge, der Jean. Und auch neunmalklug kam er schon damals daher. Eines Tages langweilte er sich im Religionsunterricht des heiligen Willy mal wieder zu Tode und stellte diesem deshalb eine verzwickte Frage:
„Worauf, lieber Herr Lehrer, ruht die Welt?“
„Sie ruht“, hob der heilige Willy mit wichtigtuerischer Miene an, „auf den Schultern eines ungeheuren Riesen, größer als der Kölner Dom.“
Jean senkte den Kopf und döste wieder ein Weilchen weg. Lange jedoch konnte er nicht geschlafen haben, denn als er die Augen öffnete, schwadronierte dort vorn noch immer der dicke Willy. Und Jean fragte:
„Worauf, Herr Lehrer, ruht jener Riese, auf dem die Welt ruht?“
Willy zuckte nur ganz leicht mit dem rechten Lid, bevor er sich an eine Antwort machte:
„Er ruht, selbstverständlich, auf dem Panzer einer riesigen Schildkröte, größer als die Merheimer Heide.“
Und ohne eine weitere Frage seines Schülers abzuwarten, fügte der heilige Willy streng hinzu:
„Und darunter, unter dieser Schildkröte, sind nichts als immer wieder Schildkröten.“

Atlas, verkleidet als Poseidon


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Mittwoch, 15. August 2012


Interviews (4)

Der kölsche Irland-Auswanderer, oder: „Köln liegt hinterm Hügel“

Frühschoppen im Haus Schäffer am Südfriedhof. Ecki Krupp war einige Jahre nicht mehr in Köln und hebt nun seine erste Kölschstange an den Mund. Er wirkt glücklich.

Sie tragen einen berühmten Namen, und das nicht ganz zufällig.

Soweit ich weiß, haben sich die Essener und Kölner Krupp-Linie im 17. Jahrhundert getrennt. Wir sind dann hier allerdings nicht ganz so berühmt geworden wie die im Ruhrgebiet.

Wie weit zurück reicht Ihr Wissen um die Kölner Familientradition?

Mein Urgroßvater hatte ein Hotel in der Salzgasse, gegenüber dem heutigen Päffgen-Bierhaus. Gasthaus Krupp hieß das.

Auch in den Kneipen rund um den Kölner Schlachthof sind die Krupps noch immer sehr bekannt. Wieso?

Weil mein Großvater dort gegen Ende der 1940er eine Kohlenhandlung aufgemacht hat. Als meine Oma starb, musste mein Vater, mit 15, die Schule verlassen und ebenfalls in die Firma einsteigen.

War man wer als Kohlenhändler?

Das war schon eine große Sache, noch in den 1960ern haben die Krupps richtig „Kohle“ verdient. Da fuhren zehn LKW rum, und ich erinnere mich, dass bei uns immer zwei dicke Mercedes vor der Tür standen.


Ecki Krupp vor seinem alten Benz



Sind sie mit der Kohle aufgewachsen?

Tja, man spielte auf diesen Kohlehalden. Schwarz wie die Nacht waren wir als Kind, jeden Tag. Das war toll!

Hatten Sie so einen Kohlesack mal auf dem Rücken?

Einer unserer Kohlenfahrer hatte seinen Führerschein verloren – ziemlich hoher Promillewert. Und dann habe ich ein Jahr lang Kohlen ausgefahren, immer ab morgens um 5.

Wie schwer ist so ein Sack?

An sich sollten da 50 Kilo drin sein. Aber der Kölsche Zentner, nun ja, der ist etwas leichter. Mein Großvater war ein Baum und hatte Hände wie Klodeckel. Der konnte auch zwei Säcke auf einmal in den dritten Stock tragen.

Kennen Sie den Unterschied zwischen Briketts und Klütten?

Briketts sind gepresst, also veredelt. Klütten wurden einfach nur aus dem Flöz geschnitten. Das war Brennmaterial für arme Leute und qualmte ziemlich wegen der hohen Feuchtigkeit.

In Köln haben Sie 1993 die Kneipe „Durst“ an der Weidengasse gegründet. War das die Flucht vor den Kohlensäcken?

Bei meinem Vater hätte ich früher oder später ins Büro gemusst, das wäre nichts für mich gewesen. Ich wurde dann erstmal Kellner in einer anderen Kultkneipe, der „Station“ an der Zülpicher Straße. Und als die schloss, hinterließ das für mich und meine Kumpels ein trinkerisches Vakuum. Also habe ich den „Durst“ aufgemacht.

Ihr Abgang nach drei Jahren dort war nicht so ganz durchorganisiert, hört man.

Ich wollte ohnehin nach fünf Jahren auswandern. Dann starb jedoch plötzlich einer meiner Kellner in kürzester Zeit an Lungenkrebs. So traurig das war, sah ich das auch als Aufruf: Wenn du deine Träume verwirklichen willst, dann warte nicht zu lange.

Haben Sie dann auch nicht getan.

Bald darauf war Rosenmontag, ich lief durch die Stadt und fühlte mich fremd. Am selben Abend habe ich mir, in einem schwarzen Samtrock und gut versorgt mit Malzwhiskey, meine Instrumente geholt und bin zum Flughafen gefahren. Am nächsten Tag war ich in Irland.

Warum diese Insel am Rand von Europa?

Meine Irlandgeschichte hängt unbedingt mit der Musik zusammen. Mein Vater hatte eine Dubliners-LP im Regal, deren Lieder mich ausgesprochen fröhlich stimmten. Und obendrein konnte man die auf der Gitarre selber spielen! Da bin ich erstmal sieben Wochen durch Irland getrampt.

Heinrich Bölls „Irisches Tagebuch“ wird von vielen Kritikern als Sozialkitsch abgelehnt.

Aber es traf Anfang der 1980er noch weitgehend die damalige Atmosphäre. Die Leute waren arm, aber Armut war, weil der Normalzustand, gesellschaftlich völlig akzeptiert. Und genauso selbstverständlich konnte man in Irland „anders sein“, also da gab es jede Art von Hippies, Freaks, Aussteigern, die einfach mit dazugehörten.

Traditionelle irische Musik macht vor allem Duddeldi-di, duddeldi-da. Was gefällt Ihnen daran?

Die ist eben komplexer als Duddeldi-di. Hinter dieser an sich lustigen Tanzmusik steckt eine tiefe Düsternis. Das merkt man, wenn man in diese Musik eintaucht, die ja nicht von der tragischen irischen Geschichte zu trennen ist. Man denke nur an die Jahrhunderte unter englischer Knute oder an die Big Famine, die große Hungersnot.

In den späten 1840er Jahren grassierte in ganz Europa die Kartoffelseuche, aber nirgendwo war man so abhängig von der Knolle wie in Irland. Zwischen 1845 und ´49 verhungerten dort rund eine Million Menschen, eine weitere Million wurde zur Emigration gezwungen.

Stimmt es eigentlich, dass kölsche Bands ihre Melodien vorzugsweise in der irischen Volksmusik finden?

Dafür gibt es allerdings jede Menge Beispiele, allen voran bei den Höhnern. Aber das ist schon in Ordnung und steht in einer durchaus langen Tradition: Schon Ferdinand Freiligrath hat irische Lieder ins Deutsche übersetzt. Und in den 1970ern kamen sämtliche großen irischen Musiker nach Deutschland. In Köln war vor allem das Tinnef auf der Kyffhäuser Straße eine Spitzen-Adresse für Folk-Konzerte, jeden Mittwoch.

Da waren Sie dann wohl auch regelmäßig?

Klar, zwei Stunden Straßenmusik auf der Hohe Straße brachten mir das Geld für die Eintrittskarte. Und ein paar Kölsch waren wohl auch noch drin.

Hat man, nach nunmehr 15 Jahren Irland, einen anderen Blick auf die kölsche Kultur?

Na, vor allem ist doch toll, dass es die überhaupt noch gibt! Authentizität ist selten geworden, überall auf der Welt. In Köln hat man immer ein kölsches Gefühl. Und ohne über die Musik im einzelnen zu reden: Menschen, die Lieder haben, sind immer besser dran als Menschen, die keine haben.

Was ist „das kölsche Gefühl“ für Sie?

Oh Jesus (Krupp spricht das englisch aus – Dschiisess). Vor allem: Ostermann, och war wor dat fröher … Und dann die Schrebergärten und der Kühlturm vom Schlachthof damals bei uns hinterm Kohlenlager. Und nicht zuletzt: Endlich mal wieder ein richtiges Kölsch zu trinken. (lacht)

Beschreiben Sie mal das 360-Grad-Panorama bei Ihnen zu Hause.

Nach vorne raus das Meer mit zwei Halbinseln und Leuchttürmen. Und hinterm Haus steht ein Hügel mit Schafen.

Liegt Köln hinterm Meer oder hinterm Hügel?

Hinterm Hügel, also ziemlich genau östlich.

Verlernt man in so einer Umgebung das Großstadtleben?

Es bekommt eine neue Faszination. Wenn unsere Nachbarn näher als 500 Meter wohnten, würde mich das in Irland schon stören. Andererseits sind es für mich auch acht Meilen, also gut zwölf Kilometer bis zur nächsten Kneipe. Hier hingegen leben so viele Menschen eng aufeinander, und es klappt im Großen und Ganzen trotzdem recht gut.

In Köln wurde der Archiveinsturz als Katastrophe wahrgenommen. Bekommt man das in Irland mit?

Nur sehr nebenbei. Die irische Presse ist eigentlich nicht sehr am Ausland interessiert, vielleicht am ehesten noch an den USA. Aber auf zehn Seiten Inlandsberichterstattung kommt vielleicht eine internationale: „The World“. Das letzte Windhundrennen oder der Rekordbulle vom Farmerfest machen die deutlich größeren Schlagzeilen. (lacht)


Was nehmen Sie mit aus Köln?

Ein warmes Herz! Und ein paar tolle Nächte, die ich in Irland so nicht habe.

Eckehard Krupp leert sein letztes Glas, er hat noch viel vor heute. Zuhause warten seine irische Frau Kathy und die Zwillingstöchter. Die sollen auf jeden Fall noch die Salzgasse sehen, wo einst das Kruppsche Hotel stand.



Zur Person

Eckehard Krupp wurde 1962 in Köln geboren. Anstatt wie seine Vorfahren Kohlen und Heizöl zu verkaufen, versuchte er sich auf diversen anderen Feldern. Unter anderem absolvierte er ein Praktkum als Landwirt und studierte einige Semester an der Philosophischen Fakultät. Auch der Job beim neugegründeten Privatsender RTL blieb nur eine Episode, gehörte doch seine wahre Liebe der irischen Musik. In den 1980ern und 90ern recht bekannt war seine Folkrock-Band „Finnegan“.
Krupp gründete 1993 die Kneipe „Durst“ auf der Weidengasse, wanderte dann jedoch drei Jahre später in ein winziges Dorf im irischen Südwesten aus. Nach Jahren im Wohnwagen wohnt er inzwischen mit seiner irischer Frau und den Zwillingen Lilly und Lucy im eigenen Bruchstein-Cottage. Eckehard Krupp arbeitet als Kneipenmusiker und Musiklehrer.


Mittwoch, 8. August 2012

Thekentänzer (56)

Als Kurt noch Kurti und ein bisschen homosexuell war

Zweifellos ist das Jens Jensen, der da vorne auf der kleinen Bühne steht. Er trägt keine Brille mehr, nicht mehr diese ovale Nickelbrille, und seine damals schulterlangen blonden Haare stehen ihm nun kurz und struppig vom Kopf ab. Aber das ist er!
Den Koffer mit dem Kontrabass hat er vorsichtig auf den Boden gelegt, um das Mikrophon zu justieren. Auch nachdem er es auf Mundhöhe gebracht und zur Kontrolle mit dem Finger gegen den Drahtball getippt hat, kommt ihm nicht in den Sinn, das Publikum zu grüßen. Stattdessen wendet er sich zu seinem Kompagnon, der bereits hinter seiner hüfthohen Djembe-Trommel wartet. Kurt, der ganz hinten in dem engen, schlauchartigen Saal steht, muss lächeln, als der Kontrabassist das Griffbrett in die rechte Hand nimmt. In der Schule hatte Jens immer links von ihm gesessen, damit sich ihre Ellbogen beim Schreiben nicht in die Quere kamen.
„Willst du wirklich hierbleiben?“ fragt Susanne. Sie hat oben im Thekenraum eine Freundin getroffen und sich erst jetzt zu ihm gestellt. „Lass uns hochgehen, da kann man sich wenigstens unterhalten.“
Kurt hatte das Plakat an der Eingangstür gesehen und war anstatt wie sonst an den Tresen sofort nach hinten durchgegangen. Als er die Treppe hinter den Toiletten hinab in den randvollen Raum gestiegen war, wusste er gar nicht, was er hier eigentlich suchte. Er hatte sich durch die ersten Stehenden hinter den Stuhlreihen zu zwängen versucht, dann aber schnell aufgegeben und sich gegen eine freie Stelle an der Wand gelehnt. Ein junger Mann erntete gerade seinen Schlussapplaus und bedankte sich mit einem gerappten Sprechgesang, bevor kurz darauf Jens Jensen die Bühne betrat.
„Ich glaube, ich kucke mir den mal an“, sagt Kurt, dem sofort – zu spät – auffällt, dass er in der Einzahl gesprochen hat. „Ich komme gleich nach.“
Obwohl er versucht hat, möglichst unbefangen zu tun, sieht seine Frau ihn befremdet an. Kurt und ein Open-Mike-Abend? Kurt, der erfolgreiche Hotelier, zwischen all diesen Youngstern? Im Backpacker´s Banquet, im seinem Traveller-Hostel am Bahnhof, ist das etwas anderes. Da hat er andauernd mit jungen Menschen zu tun. Da macht er auf Herbergsvater, und wenn einer abends im Aufenthaltsraum die Gitarre auspackt, dann ermuntert er den. Denn genau so muss das laufen: Lagerfeuerromantik, die Jugend der Welt singend und tanzend im Backpacker´s. Das ist gut fürs Geschäft.
Kurt spürt Susannes Erstaunen. Privat ist er normalerweise lieber unter Gleichaltrigen. Wie oft hat er zuhause über den „ganzen Kinderkram“ gestöhnt, mit dem er sich angeblich täglich herumschlägt. Susannes Argwohn legt sich ihm heiß aufs Gesicht, und er muss ihren Blick ziemlich lange ignorieren, bevor sie endlich abdreht.
Das Duo auf dem Podium scheint seine Vorbereitungen abgeschlossen zu haben. Als der Mann am Mikro seine Ansage macht, erhebt sich vereinzelter Beifall aus den dicht besetzten Stuhlreihen. Für einen Moment übertönt er die Gesänge einer Gruppe von jungen Männern, die offensichtlich ihren Spaß haben. „Jetzt geht´s lo-os“ skandieren sie ohne Unterlass und klatschen dabei in die Hände. Ein Mädchen tippt Kurt an die Schulter und fragt ihn nach Feuer. Ich habe vor langer Zeit aufgehört, will er sagen, aber da flammt schon von irgendwo her ein Streichholz auf. Die Faust zieht sich wieder zurück ins Gewühl, auch das Mädchen verschwindet. Die Bühne scheint Kurt nun weiter entfernt.
„Ich kuck mir den auch mal an, Kurti. Ich stand schon immer auf Männer mit weißen Hemden.“
Susanne hat auch für Kurt ein Bier mitgebracht. Vielleicht war ihre erste Abneigung lediglich dem Gegröhle der kleinen Spaßfraktion geschuldet. Normalerweise mag er es, wenn sie ihn „Kurti“ nennt. Der „Kurti“ war er schon in der Schule gewesen. Aber heute?
Gerade eben hat er wieder dieses „i“ gespürt. Das kommt nur sehr selten vor, eigentlich nur, wenn seine Mutter ihn so nennt. Wenn sie den Kopf schüttelt über seine Tischmanieren, seine Ausdrucksweise, seine Ansichten über die Welt, mit hoffnungslosem Blick „Kurti, Kurti“ sagt und ihn daran erinnert, dass er mal ihr Sohn gewesen ist.
Beide schauen sie zur Bühne, aber Kurt beobachtet Susanne aus den Augenwinkeln. Ihr Blick ist fest - und wie er findet: mit neugieriger Erwartung – auf den blonden Mann mit dem weißen Hemd und dem locker sitzenden grauen Anzug gerichtet. Jens Jensen stimmt noch einmal seinen Bass. Und als er sich ihrer Körperhaltung bewusst wird, das vorgereckte Kinn und das leichte Wippen ihres Hinterns bemerkt, da sticht ihm eine unerklärliche, alberne Eifersucht in den Magen.
Eine Gruppe Jungmänner begleitet ihr Klatschen mit anschwellenden „Hey-Hey-Hey“-Rufen. Kurt beugt sich zu Susanne hinunter. Er will ihr etwas Abfälliges über die Störer ins Ohr flüstern. Er will ihr eigentlich nur bedeuten, dass er neben ihr steht, zu ihr gehört, und dass im Grunde alles völlig im Lot sei. Aber sie entzieht ihm die Schulter, auf die er seine Hand gelegt hatte, und winkt dann gelangweilt ab.
„Das gehört doch dazu, Kurti. Bist Du noch nie auf so ner Veranstaltung gewesen?“
„Nein“, sagt Kurt, ganz leise, nur zu sich selbst. Er nimmt einen großen Schluck aus seinem Glas, der ihn für einen Moment versteinert und dann in eine andere Welt entlässt. Der schlauchartige Raum wird noch enger, Kurt starrt zur Bühne. Trommler und Bassist haben mit einem verhaltenen Intro begonnen, das den Rhythmus für das gesamte Lied vorgeben wird.

So war das damals

Jens Jensen war der Klassenkamerad, mit dem er damals Mathe geübt hat. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, und vor allem der Teil, der keinen interessiert. Aber so könnte Kurt das erzählen: Jens und ich, wir waren beide keine großen Leuchten in Mathe. Bei Klassenarbeiten, also wenn es um Noten ging, war das ein echtes Problem, weil wir auch noch nebeneinander saßen. Es bringt logischerweise nichts, von jemandem abzuschreiben, der genauso schlecht ist wie du. Bei dem auch alles falsch ist. Irgendwann beschlossen wir deshalb, nachmittags zusammen zu pauken. Wir waren eigentlich beide nicht doof, manche Zusammenhänge ließen sich durchaus erarbeiten, wenn man sein Mathehirn zusammenschmiss. Jedenfalls war unser Training nicht ganz umsonst, wenn ich mich recht erinnere: Zwischen zwei Fünfen kam auch immer mal eine Drei oder Vier, und wenn man im Unterricht ab und zu aufzeigte und fleißig tat, konnte man die Zeugnisnote in den grünen Bereich hieven.
Das hätte er erzählen können, der Kurt. Seiner Frau zum Beispiel, die inzwischen allerdings nicht mehr direkt neben ihm steht. Im ständigen Kommen und Gehen auf der alten Kegelbahn hat sie mehrmals jemandem Platz machen müssen und ist nach vorn hin abgedrängt worden. Statt sich wieder an Kurts Seite zu kämpfen, ist Susanne stehen geblieben, wohin der Strom sie gespült hat.
Eine schöne Stimme hat dieser Mann da vorne, den er mal gekannt hat. Recht hoch, aber rauchig. Rauchzart. Selbst aus dem Englischen hört Kurt jenen norddeutschen Akzent heraus, den er früher so gemocht hat. Und diese Finger! Jens Jensens Finger, welche Spannbreite die manchmal erreichen, und wie die blind die richtigen Töne treffen, obwohl das Instrument keine Bünde hat. Und das Geräusch, wenn sie über die dicken Saiten rutschen. Wörter wie „Algorithmus“ und „Kurvendiskussion“ kommen Kurt in den Kopf, während sich ihm gleichzeitig die Härchen aufstellen. Jens ist eine Seite des weißen Hemdes aus der Hose gerutscht. Seine Lippen wirken in dem Scheinwerferlicht sehr blass, blassrosa. Dabei sind die doch tiefrot.
Kurt steckt seine freie Hand in die Hosentasche. Er nimmt seine Schwanzspitze zwischen Daumen und Zeigefinger und drückt. Gibt wieder frei und drückt wieder zu. Massiert so an der herum.Er sieht kurz an sich herrunter, kontrolliert, ob das irgendwie auffällig ist, was er da treibt. Macht dann aber beruhigt weiter. Da müsste schon jemand ganz genau hinsehen, um dieses schwache Pulsieren zu bemerken, das seine Handbewegung vorn an der Hose auslöst.
Die Band spielt und Kurt spielt und Kurti packt seine Tasche. Schmeißt das Mathebuch rein und sein Schulheft. Er holt das Fahrrad aus dem Keller und fährt los. Es ist ein ungewöhnlich heißer Frühlingstag, die Sonne steht hoch am Himmel und brennt ihm auf den Scheitel. Es ist die Zeit der Gerüche. Kurti fährt langsam auf der schmalen Landstraße zum Nachbardorf, weil er seine Vorfreude nicht vergeuden will. Er nimmt sich immer viel Zeit für diese zwei Kilometer, und während er gemächlich in die Pedalen tritt, wittert er schon den Aufzug.
Jens wohnt im 11. Stock eines Mietshauses, in dem Aufzug herrscht eine wunderbar stickige, dicke, säuerliche Luft. Die Felder rechts und links der Straße blühen, aber Kurti hat den Aufzuggeruch in der Nase. Schwindelig ist ihm, absteigen würde er am liebsten, um dem Fahrtwind zu entkommen und ganz in dem Geruch zu sein. Er klingelt bei „Jensen“, und es ist heute Jens´ Stimme, die blechern aus der Metallbuchse dröhnt. Das bedeutet normalerweise: Jens´ Mutter ist nicht da. Er drückt auf den Knopf mit der 11, die Aufzugtür schließt sich.
Nicht selten sind unterwegs Leute zugestiegen, das war immer eine große Enttäuschung für Kurti. Heute bleibt er allein. Er atmet tief ein, inhaliert diese Luft. Alles ist gut, alles verwirrend. Als er oben ankommt, hat er weiche Knie und möchte nach Hause. Jens hat die Haustür offen gelassen und begrüßt ihn von seinem Zimmer aus. Schon im Flur: dieser andere Geruch. Den er aus der Schule kennt und der seine kurze Unsicherheit auf einen Schlag vertreibt.
Jens riecht immer nach Niveacreme. Ein Tick von ihm. Keine Fünfminutenpause, in der er sich nicht die Hände eincremt. Er macht das ganz automatisch, erzählt dabei weiter, aber Kurti stiert heimlich, scheu auf die Finger, die ihr Ritual vollziehen. In seinem Ranzen trägt Jens stets mehrere dieser kleinen blauen Dosen mit sich. Er lässt sie überall liegen, auf der Schultoilette, in der Turnhallenumkleide. Kurti bringt sie ihm immer zurück, wenn er eine findet.
Die Dose liegt verschlossen auf dem Bett. Kurti setzt sich zu Jens an den Schreibtisch. Sie sitzen immer nebeneinander, und oft berühren sich ihre Schultern. Wenn Jens ein Problem erläutert, beugt er sich weit vor und blickt Kurti von unten her an. Während er redet, tippt sein Zeigefinger auf dem Heft herum, unaufhörlich. Der Fingernagel ist lang, länger, als Kurtis Mutter das für statthaft halten würde. Im Nagelbett klebt ein Rest Creme.Wie so häufig, kommen sie zu keinem Ergebnis. Sie kapitulieren und werden albern. Schubsen sich, auch das: ein Ritual. Ein Ringkampf auf benachbarten Stühlen am Schreibtisch, nur dass er dieses Mal heftiger wird. Immer absurder werden die Lösungsvorschläge für die Matheaufgabe, immer alberner die Erwiderungen und heftiger das Kabbeln. Kurti merkt nur noch, dass er die Balance verliert, dass sein Stuhl nach hinten kippt und den von Jens mitreißt. Und dann hat er die Augen aufgesperrt, Kurti, er liegt auf dem Rücken, Jens kniet neben ihm und Jens´ Finger, der rechte Zeigefinger, steckt in seinem Mund.

„Drum´n´Bass, cool“, tönt eine Stimme aus dem Block der Jungmänner, der daraufhin in Gelächter ausbricht.
„Und sogar unplugged“, ergänzt eine andere, und das Lachen verstärkt sich.
Am liebsten würde er die rausschmeißen lassen, wie Randalierer im Backpacker´s. Wäre sehr ärgerlich, wenn ihn die Gegenwart jetzt einholen würde. Wenn der Krach noch lauter würde oder das Lied zu schnell zuende wäre oder Jens eine falsche Bewegung machte. Der passt nicht hier her. Die beiden da auf der Bühne, das ist eine völlig andere Show. Susanne ist noch weiter nach vorne gerückt, irgendwer hat die Deckenlampe gelöscht, die am Ausgang in Kurts Rücken leuchtete. Das Gegröhle verstummt nach und nach, und der Finger steckt wieder in Kurtis Mund, auch dann noch, als Jens, nach einem Moment völliger Stille, Kurtis Jeans öffnet.
Und bleibt dort stecken, als er ihm seitlich in die Unterhose greift und Kurtis schon halb steifen Schwanz hervorholt. Er packt ihn an der Wurzel, hält ihn zunächst einfach nur fest umklammert, und wiederum entsteht eine kurze Pause, während der die Zeit stillsteht. Kurti hat den Finger im Mund, er schmeckt nach Schweiß, vermischt mit dem seidigen Fett der Niveacreme. Während sein Glied unter dem Druck von Jens´ Hand weiter anschwillt, löst sich Kurtis Zunge. Er beginnt zu lutschen. Er schluckt, nuckelt an diesem Finger, er reibt seine Zunge von unten dagegen und spürt rauh jede Fingerrille. Er umspielt diesen Finger, die Zunge umspielt ihn, leckt ihn, und Lecken und Saugen wechseln sich ab, während kleine Bäche von Speichel und Schweiß und Nivea in seine Kehle rinnen.
Jens hat den Griff um den Schaft gelockert und begonnen, mit der Hand auf und ab zu fahren. Er macht das besser als jenes einzige Mädchen, das das auch schonmal bei Kurti versucht hat. Hundertmal besser, als steckte der selbst in Kurtis Körper. Keine Sekunde löst Jens seinen Blick von dem Kurtis, das ist überhaupt das Schlimmste, Größte. Diese Demütigung. Das Verbotene. Die Angst, die mit jeder Bewegung von Jens aufs Neue erdrückt wird. Da liegt er, Kurti, auf dem Boden zwischen zwei umgekippten Stühlen, die Hose halb heruntergezogen, am Finger seines Schulfreundes nuckelnd. Einem Finger, der sich ihm zu entziehen droht, der halb aus seinem Mund herausgezogen, ganz herausgezogen wird. Der über seinen Lippen schwebt und nach dem er schnappen muss, will er ihn sich wieder einverleiben. Und Jens´ Gesichtsausdruck dabei, dieses herausfordernde, hochmütige Lächeln, mit dem er den Finger zurückschiebt in Kurtis offenen Mund. Vor und zurück schiebt sich der Finger, vor und zurück im Takt von Jens´ Hand. Und tief taucht er hinab, bis Kurti würgen muss und ihn zwischen die Zähne nimmt. Er kaut auf dem Finger, er beißt ihn. Er legt ihn sich auf die Zunge und schiebt ihn nach vorn, um die Kuppe umlecken zu können. Schiebt ihn noch ein Stück weiter nach draußen, legt ihn auf seiner Unterlippe ab und beißt in diesen langen, überhaupt nicht zu langen Nagel. Er biegt den Nagel leicht um, wie um seine Festigkeit zu prüfen. Ganz weich ist der schon, ganz aufgeweicht, und die Haut darunter ist schrumplig geworden. Nach oben abklappen lässt sich der Nagel, Kurti leckt seine Unterseite, doch der Finger dringt wieder tiefer. Greift sich Kurtis Unterkiefer, reißt seinen Kopf in die Höhe. Und gibt wieder nach und wandert zum Mundwinkel, beult seine Wange aus.
Kurti muss kämpfen. Seine Zunge muss kämpfen. Wie albern sein Gesicht jetzt wohl aussehen mag, wie obszön deformiert. Kurti hört plötzlich Geräusche, wo vorher nur Stille war. Von irgendwo her kommt ein Schmatzen, Spucke, Gerüche auch wieder, die Spucke, die Creme, ein Stöhnen.

Kurt zieht die Hand aus der Tasche. Der Mann vor ihm hat sich umgedreht. Sein Rücken war im Gewühl gegen Kurts Front gestoßen, und statt einer Entschuldigung sagt er: „Die sind echt gut, ne?“
Aber Kurt reagiert nicht. Starrt den Mann verständnislos an, bis der sich wieder abwendet. Jens Jensen hat seinen Gesang unterbrochen, der Kontrabass weicht von der Melodie ab ins Freie. Der Abstand zu Kurts Vordermann ist nun kleiner geworden. Er versucht, wenigstens einen Fußbreit nach hinten auszuweichen, aber auch dort steht schon jemand. Kurt wechselt die verkrampfte Hand und beginnt von neuem, und wieder, noch immer liegt Kurti und kniet Jens, und er lächelt Kurti an, der nicht lächeln kann. Der an diesem Finger zu lutschen verdammt ist, der immer größer wird, der ihm den Kopf zu sprengen droht.
Jens´ Hand gleitet nach oben, zieht die Haut mit, schließt Kurtis Schwanz ab, der pulsierend da oben heraus zu kommen versucht. Der sich freischießen will aus seinem Hautgefängnis. Kurtis Unterleib zuckt, versucht mitzuschieben, aber Jens hält die Hand geschlossen. Und öffnet sie wieder zur Mulde und macht weiter. Macht nun weiter mit festen gleichmäßigen Bewegungen, zielt auf das Ende hin, endlich. Kurti ist sich ganz sicher. Das gerade, das war die letzte Unterbrechung. Jens wird ihn erlösen jetzt gleich. Auch Kurti will plötzlich greifen, warum hat er nicht vorher schon daran gedacht. Will nach der weißen Sporthose greifen und kriegt ein blondbehaartes Knie zu fassen. Das sich abwinkelt. Kurti streckt seinen Arm aus, dem entzogen wird, was er sucht, er kommt nicht weiter und muss aufgeben. Muss diesen Versuch abbrechen, um hier liegen bleiben zu können. Der Finger ist ihm entglitten für einen Moment, als er auf der Suche war. Er holt ihn sich zurück, nimmt ihn wieder in sich auf, und die Bewegungen gehen weiter.
Das Weiße und Weiche, das gleich diese Hand überschwemmen wird. An der es gleich weich und weiß herabrinnen wird. Kurti bäumt sich auf, will diesen Anblick, aber der Finger in seinem Mund nagelt ihn am Boden fest. Er raubt ihm die Luft, Kurti lässt sie sich rauben und bäumt sich ein letztes Mal auf. Der Schlussapplaus für die Band auf der Bühne bricht aus, und durch ihn hindurch jagt Kurt seinen Atem in das Lächeln Jens Jensens.

Er hebt die Arme und klatscht Beifall. Vom Bühnenrand her kommen vereinzelte Zugabe-Rufe, im Gänsemarsch verlassen die ersten Zuschauer den Raum. Kurt wartet auf Susanne, macht zwei Schritte ans Ufer der Gehenden und empfängt sie. Sie sagt nichts, als sie sich bei ihm einhakt. Es dauert lange, bis sie zur Treppe gelangen, sehr hell ist es dort. Er lässt Susanne den Vortritt. Von oben, aus dem Kneipenraum, stürzt Musik auf sie ein, ohrenbetäubend. Kurt gibt Susanne ein Zeichen: dass er schnell noch aufs Klo gehe und nachkomme. Susanne formt „Alles klar“ mit dem Mund und taucht unter. Die beiden Pissoirs sind besetzt. Über dem Waschbecken hängt ein Spiegel. Darunter, auf dem Bord, liegt eine kleine blaue Dose.

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Mittwoch, 1. August 2012

Thekentänzer (59)

Fische und Phalli

Du heißt auch Bernd? Namenstag am 20. August? Mein Lieber!
Bernhard von Clairvaux, unser Namensheiliger, hat Fliegen exkommuniziert. Der hat zeitlebens nie mit seinen Ordensbrüdern zusammen gespeist. Weil er so stank und immer so üble Darmwinde produzierte. Wir verstehen uns, Bernd.

Ich gehe zum Beispiel an den Rhein bei Niedrigwasser und suche mir schöne Steine.
So große, die normalerweise auf dem Weg nach Holland abgeschleift werden, in Kiesel zerbrechen und zu Sand zerfallen.

Und dann nehme ich mir so einen Stein mit ins Atelier und betrachte den. Und der betrachtet mich, ist ja klar. Nur dass der Stein keine Arme hat wie ich, und keine Hammer und Meißel.

Keine Ahnung, was der Stein in mir sieht.
Seinen Mörder? Seinen Vollender?

Aber lass uns noch nen Averna-Cola trinken.

Rudi, hey, mach mal noch zwei Averna-Cola mit Eis.

Jedenfalls, ich sehe was in dem Stein. Einen Fisch. Oder einen Phallus. Oder die Umrisse von Deutz, da komm ich nämlich her.

Und dann nehm ich mir den Hammer und mach das mit einem Schlag klar. Ich schlage ein einziges Mal zu, und dann ist der Stein ein Fisch. Eine Forelle zum Beispiel, Forellen sind einfach.

Seitdem bewundern die mich alle in der Künstlersiedlung. Naja, sagen wir so: Viele beneiden mich auch. Meine Frau war voll anarcho, die hat mich auch beneidet. Die ist längst über alle Berge.Und ich schlage Fische und Pimmel ausm Stein.

Die Pimmel verkaufen sich besser.
Aber so richtig Kohle mach ich sowieso nicht.
Und damit du auch bescheid weißt, du blöder Kölner:
Den trinkst du jetzt mit, den Averna-Cola.
Sonst schlag ich dich mitm Hammer, und dann bist du ein Fisch.

Bestenfalls.


Kunstfisch


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