Mittwoch, 19. Oktober 2011

Geschichten aus 1111 Nächten (13)

Der Kölner Erzbischof im Himmel

Und es kam der Tag, da war die Erdenzeit des Kölner Erzbischofs vorbei. Er fuhr zum Himmel auf, wo Gott ihn schon erwartete.
„Hast es ja ganz schön lange ausgehalten da unten“, begrüßte er ihn. „Und dann auch noch in Köln.“
Der Erzbischof stieß sich ein wenig an der Flapsigkeit seines höchsten Herrn. Dann jedoch erspähte er etwas zwischen zwei Wolken und erstarrte vor Schreck.
„Aber, allergnädigster Hirte“, rief er aus, „ist das etwa der Erzbischof von Canterbury?“
„Warum nicht?“ erwiderte Gottvater. „Denn hier, in meinem Paradies, sind alle menschlichen Kreaturen, die sich, so wie du, auf Erden als gerecht und gütig erwiesen haben.“
„Ohne Rücksicht auf ihre Religion?“
„Ach je“ antwortete Gott, „Religionen sind doch nur irdische Kategorien. Und hier sind wir im Himmel. Was ist besser: Religion oder Opium? – Darüber diskutieren Buddha und ich beinahe alltäglich.“
„Buddha ist hier?“ fragte der Kölner Erzbischof aufs höchste verblüfft.
„Wie sollte er nicht hier sein! Er war einer der Besten, die je auf der Erde gelebt haben. Auch du solltest von Zeit zu Zeit seine Nähe suchen.“
„Und ... Luther?“ Des Erzbischofs Stimme zitterte nun. „Ist dieser Luther etwa auch unter uns?“
„Ich gebe zu“, sagte Gott, „dass ich ein Weilchen uneins war mit meinem Sohn und dem Heiligen Geist. Aber schließlich, nach einer kurzen Reinigung im Fegefeuer, haben wir ihn eingelassen.“
Der Kölner Erzbischof öffnete den obersten Knopf seiner Soutane und schnappte nach Luft.
„Also“, so hob er dann an, „muss ich davon ausgehen, dass auch Konfuzius hier herumgeistert?“
„Auch der“, bestätigte Gott, „aber spar dir das mit dem ´geistern´.“
„Und Zarathustra?“
„Natürlich.“
„Ramakrishna?“
„Selbstverständlich.“
Da senkte der Erzbischof den Kopf und formte das Wort, dem selbst seine Lippen wiederstreben wollten: „Und Mohammed? Ist Mohammed hier?“
„Aber natürlich ist Mohammed hier. Wo sollte er sonst sein?“
Und Gott drehte sich um und rief mit lauter Stimme: „Mohammed! Zwei Kaffee!“

Auch im Himmel fährt man Auto


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