Mittwoch, 11. Dezember 2013

Coloniales (35)

Echt Kölnisch Wasser – Der Zaubertrank

Ursprünglich wurde Kölns bekanntester Exportartikel, das Eau de Cologne, nicht als Duftwasser, sondern als Medizin vertrieben. Statt es auf die Haut aufzutragen, wurde es eingenommen, z.B. mit „Wein, Brunnenwasser, warmer Brühe oder anderen fließenden Sachen“. Seine Wirkung wurde als so allumfassend angepriesen, dass es – die Wahrheit der Angaben vorausgesetzt – den berühmten Zaubertrank des Miraculix deutlich in den Schatten stellte. Die Fabrikation „Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz“ (gegr. 1709) behauptete etwa, ihr Heilwasser sei ein

„Präservativ gegen die Pest“. Es „genest die Gelbsucht, Catharren, Ohnmachten, stinkenden Athem, vertreibt die Collic, und stillet das Magenwehe, zertheilet das Seitenstechen und Brustkrankheiten, so von aufsteigenden Winden und kalten Füßen herrühren, es heilet den Brand*, ist vortrefflich wider die Zahnschmerzen, tröstet ohnfehlbar die Weiber in beschwerlichen Kindbetten, und befördert die Nachgeburt, vertreibet alle durch die Hitze unrühriger Winden erhärtete zähe Schleimigkeit, wie auch das ungestümme Ohrenklingeln.“

Zum Parfüm von heute wurde Kölnisch Wasser erst durch ein Dekret vom 18. August 1810. Kaiser Napoleon verfügte darin für sein Staatsgebiet, zu dem damals auch Köln zählte, dass die Rezepturen für Heilmittel offen gelegt werden müssen. Dadurch sollte die ganze Bevölkerung davon profitieren. Farina und andere Fabrikanten gingen daraufhin dazu über, ihr Produkt nicht mehr als Medizin, sondern als Duftwasser zu vertreiben.

* Gemeint ist der Wundbrand. Was das Wässerchen jedoch ganz und gar nicht heilt, sondern im Gegenteil befördert, ist der Durst-Brand. Kölnisch Wasser besteht zu etwa 85 Prozent aus Alkohol. Der Ethnologe und Sammler Wilhelm Jost urteilte 1895 mit Bezug auf einen sibirischen „Alkoholisten“: „Jedenfalls schmeckt Eau de Cologne besser als Petroleum.“



Kölnisch Wasser fördert auch den Haarwuchs - wie hier beim Sänger der Höhner.


Wer diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch zugeschickt bekommen möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

Keine Kommentare: