Mittwoch, 3. September 2014

Thekentänzer (75)

Gabriela und die Saturn-Sonderangebotsbeilage

Später wird sie mir erzählen, dass sie mit diesem Schwachkopf
schon drei Jahre zusammen ist.
„Unglaublich“, werde ich sagen,
„trenn dich von dem.“

Aber vorerst sitzt sie mit ihm am Nebentisch und blättert
- also: er blättert -
in der Sonderangebotsbeilage vom Saturn.
„Die Kiste krieg ich im Internet 200 Ocken billiger“, sagt der Typ, er
nennt sich Coco.
„Und das scheiß Teil da kannste nichma deinen Polacken andrehen.“
Dabei kuckt er Gabriela höhnisch grinsend an. Und
sie lächelt zurück.

Ein paar Bier später stehe ich
vor einem der Urinale auf der Herrentoilette, und Coco tritt ein.
Er trägt eine weiße Bundfaltenhose und hat das Handy am Ohr: „Mach dir
keine Sorgen“, sagt er zu irgendwem, vor dem er Angst hat.
„Mach dir keine Sorgen, du kriegst die Kohle spätestens Mittwoch.“
Heute ist Dienstag, und Cocos Gesicht
ist eine Sanktnimmerleinstagvisage.

In den nächsten zwei Stunden erklärt er Gabriela, wie man
den HiFi-Markt aufmischt und Millionär wird.
„Dann kannste auch deine kleine Schwester rüberholen“, sagt er und
wieder lächelt Gabriela.
Aber die Art, wie sie 
an ihm vorbei in die Ferne des Schnapsregalspiegels blickt,
verrät natürlich alles.

Als Coco das nächste Mal auf dem Klo telefonieren geht,
trinken Gabriela und ich einen polnischen Wodka.
Schönes kleines Geheimnis. Eigentlich
trink ich aber lieber Korn.

Im Saturn sind inzwischen die Gitter runtergegangen. Wolfgang Niedecken
schläft.
Grönemeyer schläft. Und
ob die Stones morgen nochmal aufwachen ...

Coco, und jetzt wird es spannend:
Ist verschwunden.
Klo.
Handy.
Und weg.

Noch später werden Gabriela und ich
in eine andere Kneipe gehen.
Irgendwo zwischen
Plusquamperfekt und
Futur Zwei.

Frauen sind gefährlich

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