Mittwoch, 18. März 2015

Geschichten aus 1111 Nächten (56)

Das Marmeladenbrot

Eines Morgens fiel dem völlig verkaterten Tünnes das morgendliche Butterbrot aus den zittrigen Händen. Jedoch landete es nicht auf der Marmeladen-, sondern der Brotseite.
Das Wunder verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Köln. Die Menschen diskutierten aufgeregt in den Straßen, am Arbeitsplatz und in den Kneipen. Weil jedoch niemand wusste, wie die teuflische Sache zu deuten sei, wandte man sich an den heiligen Willy. Aber auch der hatte spontan keine Antwort parat und erbat sich 24 Stunden des Nachdenkens.
In Köln hielt man viel auf die Meinung des heiligen Mannes, denn über der Kirche war nur noch der FC. Also belagerte man Willys Gotteshaus, bis er einen Tag später vor der Tür erschien – müde, aber offenbar erleuchtet.
Er zerteilte die Menschenmassen, marschierte geradewegs zur kleinen Genossenschaftswohnung des Tünnes, stellte sich an das geöffnete Fenster und verkündete: „Nicht das Butterbrot, sondern der Anton hat Schuld. Weil er die Marmelade auf die falsche Seite schmierte.“
Also zerteilte sich die Menge und war´s zufrieden.


Man kann das auch unfair finden.

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