Mittwoch, 23. Dezember 2015

Thekentänzer (95)

Ein vorweihnachtliches Thekengespräch

„Mach meinen Deckel auf Harry.“
Erst läuft er zehn Mal auf und ab, wie Rilkes Panther. Danach setzt sich auf einen der Barhocker und verwandelt körperliche in sprachliche Energie:
„Einer erzählt mir, er hatte draußen schon einen Glühwein und wolle jetzt lieber einen Kräutertee. Der andere sagt, er rauche heut nicht. Sei zu kalt, um sich draußen hinzustellen. Da frag ich mich: Wie schaffen die das, so furchtbar diszipliniert zu sein?“
Im stummen Fernseher läuft eine amerikanische Komödie. „Mind your own business“, singt Hank Williams. Elke, die Frau im Thekenknick, hat Harrys Herumtigern mürrisch verfolgt. Nun aber beschließt sie, ihn zu mögen.
Aber ob er wohl auch sie mag?
„Ich interessiere mich für Ameisenbären“, beginnt sie das Gespräch.
„Mhm“, macht Harry und zieht sein Handy aus der Hose. Draußen torkelt ein Weihnachtsmann vorbei. Hinterm Bombay Sapphire stirbt eine Fliege. Aber die Frau gibt nicht auf:
„Ich bin eine Zwölfe, weißt du, was das ist?“
„M-m“, macht Harry, blickt aber dabei zum ersten mal zu ihr rüber.
„Das ist eine Elfe mit dicken Oberarmen“, sagt Elke.
„Aha“, antwortet Harry. Und grinst in sein Display.

War auch eine Zwölfe: Trude Herr

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