Mittwoch, 10. Juni 2009

Coloniales (17)

Das Rubenshaus

Das Haus in der Sternengasse 10: ein roter Klinkerbau, vollkommen unspektakulär. An der Mauer vor dem Eingang jedoch: ein reliefartiges Denkmal, das offenbar Eindruck schinden soll. Was ist, besser: Was war hier einst los?
Ganz einfach: Hier lebte früher einer der berühmtesten Maler der Welt, nämlich Peter Paul Rubens. Zu seiner Kölner Zeit jedoch, das muss man dazusagen, war er noch ein Kind. 1577 geboren, wohnte er hier bis zu seinem 11. Lebensjahr. Das aus Bronze und Marmor gefertigte Denkmal zeigt ihn hingegen als Malerfürsten: mit wilder Pose und wehendem Mantel mehrere Pinsel und eine Farbpalette ausbalancierend.
Ursprünglich stammte die Familie aus Antwerpen, wohin sie nach dem Tod des Vaters 1587 auch wieder zurückkehrte. Während seiner Kölner Zeit entwickelte Rubens eine enge Bindung an die Peterskirche in der nahen Jabachstraße. Hier wurde er getauft, hier liegt sein Vater begraben. Und 1638, inmitten des Dreißigjährigen Religionskrieges und kurz vor seinem Tod, schuf er die Kreuzigung Petri*. Das beeindruckende Gemälde ziert seitdem den Hauptaltar der Kirche.
Auch späterhin war das Rubenshaus immer wieder Schauplatz historisch bedeutsamer Ereignisse. Am 3. Juni 1642 starb hier Maria von Medici**, französische Königin, die bei der befreundeten Familie Rubens Zuflucht gesucht hatte. 1883 eröffnete Hermann Päffgen in diesen Mauern sein erstes Brauhaus. Und von 1926 bis 1938 war die Sternengasse Nr. 10 Spielstätte einer kölschen Institution, des Hänneschen-Theaters nämlich.
Kurioserweise rankt sich um die Sternengasse auch eine Briefpost-Tradition. 1578, der kleine Peter Paul war gerade ein Jahr alt, wurde Jacob Henot***, wohnhaft in der Sternengasse, zum ersten Kölner Postmeister ernannt. Das Bürogebäude Sternengasse 1 gehört bis heute der Post AG, während der Neubau Nr. 10 auf dem Gelände des ehemaligen Rubenshauses als Fernmeldeamt 2 der Deutschen Telekom fungiert.

* Die Kirche St. Peter mit Rubens´ Gemälde von der „Kreuzigung Petri“ findet sich in der Jabachstraße 1, geöffnet Di-Sa 11-17, So 13-17 Uhr.
** Das Herz der Maria von Medici wird im Dom hinter dem Dreikönigsschrein aufbewahrt.
*** Jacob Henots Tochter Katharina wurde ein Opfer der Kölner Hexenprozesse, man verbrannte sie am 19. Mai 1627 auf Melaten. Heutzutage sind eine Straße und eine Schule nach ihr benannt, am Rathausturm wurde sie figürlich verewigt.



Wer an diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch erinnert werden möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

Keine Kommentare: