Mittwoch, 12. August 2009

Coloniales (21)

Das Relief am Sachsenring

Die Kölner Stadtmauer wurde nie über-, aber einmal unterwunden. Davon zeugt ein Denkmalrelief am Sachsenring, an dem sich der größte erhaltene Rest der mittelalterlichen Stadtmauer entlangzieht.
Die blutigen Kämpfe, von denen hier berichtet wird, ereigneten sich im Jahr 1268. Zwanzig Jahre zuvor war der Grundstein des neuen Doms gelegt worden, zwanzig Jahre später sollte es zur großen Schlacht von Worringen kommen. Aber schon seit den frühen 1260er Jahren gärte der Konflikt zwischen dem Klerus und der städtischen Führungsschicht. Erzbischof Engelbert von Falkenburg hatte 1262 die gerade errichteten Stadtmauertürme am Rhein besetzt, den Bayen- im Süden und den Kunibertsturm im Norden. Zwar konnte er von der Kölner Bürgerschaft nach hartem Kampf vertrieben werden, aber 1268 witterte er eine neue Chance. Zwistigkeiten unter den Kölner Patrizierfamilien nutzte Engelbert zu einer schlagkräftigen Koalition mit einer der Parteien, die ihm die Macht über die Stadt zurückerobern sollte.
Angeblich war es ein verräterischer Schuster, der einen Tunnel unter der Stadtmauer nahe der Ulrepforte anlegte. Und laut dem historischen Stadtschreiber Gottfried Hagen seien am 12. Oktober 1268 rund 5.000 Bewaffnete unter Führung des Limburger Herzogs Adolf V. hier eingedrungen. Die Kölner jedoch setzten sich wiederum zur Wehr, diesmal unter der Befehlsgewalt der neuen mächtigsten Sippe der Stadt, den Overstolzen.
Der Widerstand war erfolgreich, die Eindringlinge wurden zurückgeschlagen, viele von ihnen getötet. Noch im Jahr 1360 blickte man städtischerseits voller Stolz auf diese „Schlacht an der Ulrepforte“, wie sie bald genannt wurde, zurück. Damals nämlich ließ der Rat jenes Relief anbringen, das bis heute nahe dem nördlichen Turm am Sachsenring zu besichtigen ist. Möglicherweise handelt es sich dabei um Deutschlands ältestes an ein historisches Ereignis erinnerndes Denkmal. Und mit ziemlicher Sicherheit ist ihm der Erhalt dieses repräsentativen Abschnitts der mittelalterlichen Stadtmauer zu verdanken.

P.S.: In der Rheingasse nahe dem Heumarkt zeugt das Overstolzen-Haus, letzter erhaltener Profanbau der Romanik, von der Macht des historischen Patriziergeschlechts.


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