Mittwoch, 19. August 2009

Fränki (2)

Wählen gehen

Ist ja wohl vollkommen logo, dass ich nich wählen gehe. Ich glaub, wählen gehen ist das Bescheuertste, was man überhaupt machen kann. „Wer wählt, lebt verkehrt“, das haben ja schon die alten Hippies immer gesagt.
Oder so ähnlich, aber vernünftig reimen konnten die selbstgehäkelten Spacken ja sowieso nich. Ich hasse die. Genau wie Politiker und so, und deshalb wähle ich auch keinen von denen.
Wählen ist imgrunde wie Müsli kaufen. Da denkt man sich: Klar, ab morgen leb ich gesünder! Da tu ich was Gutes für mich und kauf mir n scheiß Müsli. Und immer wenn ich Hunger hab, fress ich nur noch Müsli. Adé Currywurst, und auch der Dönerkümmel wird arm, weil ich geh nich mehr dem seine fettige Pampe essen.
Und am besten eben noch sonen weißen Joghurt dazu. Da könnt ich normal schon schreien, wenn ich den nur in sonem Einkaufswagen sehe. Also irgendson scheiß Vollkornmüsli mit rechtsgedrehten Kichererbsen oder so, und dazu n weißer Joghurt. Aber dann kriegt man halt sonen Anfall und kauft sich das mal, so á la, hey, klasse, Magerstufe tralala, is voll gut für die Plautze.
Und dann steht der Mist zuhause bei einem rum. Jedesmal, wenn du den Kühlschrank aufmachst, steht da der blöde Joghurt. Und eigentlich wolltest du dir nur ne Büchse Bier ausm Gemüsefach greifen, aber dann kuckt dich da der Joghurt an und sagt: „Fränki, du Loser, du wolltest doch jetzt mal gesünder essen und so.“
Und oben im Regal eben die Müslipackung. Vitamine, Kohlehydrate, und logo auch: Cerealien.
Schon dieses beknackte Wort: Cerealien!
Das ist der absolute Tiefpunkt von aller menschlichen Intelligenz. Dass die Werbefuzzis es geschafft haben, dass meine vollverspackten Mitbürger son Wort in den Mund nehmen: Cerealien. Ich würd eher sterben, als mir sowas auflabern zu lassen. Lieber den finalen Dönerhappen als auch nur eine einzige scheiß Cerealie.
Und genauso ist das eben auch mit dem Wählen. Sagen dir alle: Damit tust du was Gutes! Damit tust du letztlich auch dir selber was Gutes, weil dann ja deine Lieblingspartei gewinnt. Und die tun dann deine Steuern senken. Oder wenigstens, dass die einem mal einen ausgeben. Oder dass vielleicht am allerbesten mal einer sein Fett wegkriegt, ders richtig verdient hat. Also mein Chef oder so, oder der Spackenwirt vom scheiß Kosmos, der mir immer mindestens fünf Bier zuviel abrechnet. Dass die Politiker denen einfach die Arbeit wegnehmen, so: Hey, du Spacken, du hast dem Fränki immer den Deckel vollgekritzelt, du kommst jetzt innen Knast.
Aber nix da. Du kannst wählen, wen du willst, für dich persönlich ändert sich absolut nada.
Und deswegen kauf ich eben auch kein Müsli. Dem kuckt man dann sowieso nur beim Vertrocknen zu. Wie so jeden Tag n paar Millionen von den blöden Cerealien verrecken. Und im Kühlschrank, der Joghurtbecher: Nach paar Monaten hebt sich langsam der Deckel, weil der Schimmel keinen Platz mehr hat in dem ganzen weißen Gemansche. Und dann ab innen Mülleimer, zu den Bierbüchsen. Bye Bye Joghurt, bye bye ihr armen kleinen Cerealien.
Kriegt man voll den Durst von, von soner Nachdenkerei. Dabei sauf ich eh schon genug. Kommt halt einfach nix Vernünftiges bei rum, ob jetzt beim Wählen oder Müsli kaufen oder so.
Mach ich nich.


Bei den Fränki-Posts handelt es sich um die Fortschreibung des gleichnamigen Romans, s. www.emons-verlag.de

Wer an diese Kolumne zukünftig jeden Mittwoch erinnert werden möchte, schreibe eine Mail an thekentaenzer@netcologne.de, Stichwort: Die Köln-Kolumne.

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