Mittwoch, 10. Februar 2010

Fundstücke (1)

Liebe als Problem

Nach heutigem Verständnis hatte Publius Horatius ein Tötungsdelikt begangen, und zwar an einer nahen Verwandten, seiner Schwester. (...) Es war nach römischem Recht ein besonders schweres Verbrechen, das eine besondere Strafe nach sich zog: Der Täter wurde gesäckt, das heißt, mit unreinem Getier - meist werden Affe und Schlange genannt - in einen Ledersack genäht und in den Fluss oder ins Meer geworfen.
(Detlef Liebs: Vor den Richtern Roms. Berühmte Prozesse der Antike, S. 17)

Die Theorie gesellschaftlicher Evolution und die These, dass durch Änderung des Differenzierungstypus der Gesellschaft die Komplexität des Gesellschaftssystems sprunghaft zunimmt, lassen demnach vermuten, dass die Kommunikationsprozesse der Gesellschaft einer solchen Entwicklung folgen und ein anderes, zugleich generelleres und spezielleres Kombinationsniveau von Selektion und Motivation suchen werden. Liebe beispielsweise wird gegen alle Tradition, die sie als gesellschaftliche Solidarität schlechthin in Anspruch genommen hatte, jetzt als unbegründbar und als persönlich deklariert: „Par ce que c´estoit luy; par ce que c´estoit moi“, wie es in der berühmten Formulierung Montaignes heißt.
(Niklas Luhmann: Liebe als Passion, S. 22)

„Geh weg!“ schrie sie und stieß ihn mit dem Ellbogen so heftig gegen das Nasenbein, dass ihm Sterne vor den Augen tanzten.
Der Schmerz in der Nase ging bald vorüber, die Qual aber nahm und nahm kein Ende.
(Anton Tschechov: Die Hexe, in: Die Dame mit dem Hündchen. Erzählungen, S. 19)

Hexen sollen verbrannt werden, auch wenn sie keinen Schaden anrichten, allein weil sie einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Wenn du solche Frauen siehst, so kannst du sie an ihrem teuflischen Verhalten erkennen. Deswegen sind sie zu töten.
(Martin Luther im Jahr 1526, zitiert nach: Olaf Link: Hexenglauben im Bergischen Land, S. 39)

„Du!“ fährt Aleta ihren Gemahl an. Nach einer Minute eisigen Schweigens fährt sie fort: „Ich habe genug ertragen. Jetzt will ich dich ein Jahr lang an meiner Seite haben. Mit meiner Familie. Und keine Ausreden!“
(John Cullen Murphy: Prinz Eisenherz, Band 54, S. 33)


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