Mittwoch, 18. Juli 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (24)

Das Nichts

Drei sehr gläubige Kölner hatten in der Altstadt einen über den Durst getrunken: der schielende Jean, der knollennasige Anton und der heilige Willy. Nun saßen sie kreuzdicht im Taxi und verhandelten die großen Themen der Schöpfung.
„Wenn ich an Gott denke“, seufzte Anton, „dann muss ich zugeben, dass ich wirklich sehr wenig wert bin.“
Jean unterdrückte seinen Schluckauf mit einem beherzten Räuspern und erwiderte:
„Wenn du alte Nase wenig wert bist, was bin dann ich? Dann bin ich ein Nichts!“
Der heilige Willy hatte sich während dieses hochkonzentrierten Gesprächs zum Fenster gedreht, um heimlich an seinem Flachmann zu ziehen. Nun jedoch, die Herren passierten gerade St. Maria im Kapitol, schaltete er sich entschlossen ein:
„Ihr elenden Salbaderer, was deucht euch, wie nichtig ihr seiet. Wenn du, Jean, ein Nichts bist, wo stehe dann ich? Ich will es euch sagen: Weniger als nichts bin ich. Ich rangiere unter allem Vorstellbaren.“
Zufrieden lehnte sich der heilige Willy zurück und verschränkte die Arme über der mächtigen Plauze. Aber er hatte seine Rechnung ohne den Taxifahrer gemacht. Dieser nämlich, ein Düsseldorfer, drehte sich nun zu seinen Gästen herum und sagte:
„Wenn Sie tatsächlich weniger als nichts sind, was bin dann ich? Dann gibt es doch sicher noch nicht einmal ein Wort, um mich zu beschreiben. Dann existiere ich ja gar nicht!“
Da sahen sich die drei Kölner an und seufzten:
„Was bildet dieser Kerl sich ein?“

Alles nichts

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