Mittwoch, 8. April 2015

Geschichten aus 1111 Nächten (57)

Der kleine Junge

Es war einmal ein kleiner kölscher Junge, der als gläubiger Christ rheinisch-katholischer Prägung aufwuchs. Eines Nachts kamen ihm die großen ereignisse seines noch jungen Lebens in den Sinn, und im Traum sah er dabei stets zwei Fußspuren im Sand: seine und die des heiligen Willy. Ausgerechnet an jenen Stellen jedoch, wo das Leben schwer gewesen und es ihm schlecht ergangen war, sah er nur jeweils eine Fußspur. Der kleine Junge erschrak und fragte den Willy:
„Sag, heiliger Mann, ich bin Messdiener, ehre Vater und Mutter und lege sogar regelmäßig die Beichte ab. Warum hast du mich denn ausgerechnet in den schwersten Stunden meines Lebens alleingelassen?“
Aber der dicke Willy legte dem Jungen die Hand auf den Kopf und erklärte: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in harter Zeit. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, habe ich dich getragen.”

Die Welt zu Füßen


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