Mittwoch, 22. April 2015

Geschichten aus 1111 Nächten (58)

Der Schnapsdieb

Der geldgierige Schäl hatte eine Kneipe eröffnet. Eines Tages fehlte eine Flasche Schabau im Regal. Er suchte und suchte, aber sie blieb verschwunden. Da wurde er überaus böse und verdächtigte den Sohn seines versoffenen Nachbarn Tünnes, die Flasche für seinen Vater gestohlen zu haben.
Er beobachtete den kleinen Cöbes ganz genau. Und tatsächlich: Der Gang des Jungen war der Gang eines Schnapsdiebs. Die Worte, die er sprach, waren die Worte eines Schnapsdiebs. Sein ganzes Wesen und sein Verhalten waren die eines Schnapsdiebs.
Am Abend fand der Tünnes die Schabaupulle hinter einem großen Zeitungsstapel.
Am nächsten Morgen sah er den Sohn seines Nachbars erneut. Sein Gang war nicht der eines Schnapsdiebs. Seine Worte waren nicht die eines Schnapsdiebs, und auch sein Verhalten hatte nichts von einem Schnapsdieb.
Für einen Moment überlegte er sogar, ob er sich bei ihm entschuldigen solle.

Ist schon traurig manchmal

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