Mittwoch, 27. Mai 2015

Geschichten aus 1111 Nächten (60)

Die Predigt

Eines Tages hielt der heilige Willy eine unendlich lange Predigt. Tünnes und Schäl, schwer übernächtigt vom gestrigen Skatabend, hielt es kaum aufrecht in ihrer Kirchenbank. Jeder Kniefall wurde zum Balanceakt, und die finale Hostie klebte wie angetackert an ihren Gaumen. Nachher beim Frühschoppen war der heilige Willy über die Maßen stolz auf seine Rede und rühmte sich seiner rhetorischen Fähigkeiten. Um sich ein bisschen zu rächen, hob der gewiefte Schäl an:
„Heiliger Willy, das mag ja ein prächtiger Vortrag gewesen sein. Aber ob du´s glaubst oder nicht, ich habe zu Hause ein Buch, in dem deine Predigt Wort für Wort enthalten ist.“
Der heilige Willy schnaufte und bestellte sich, aufs Äußerste empört, einen Kabänes. „Ich habe es nun wirklich nicht nötig, meine Predigten abzuschreiben“, polterte er.
Am nächsten Tag lag ein Buch des Tünnes in seinem Briefkasten, mit der Widmung: „Damit du siehst, dass ich nicht gelogen habe.“
Es war der Duden.

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