Mittwoch, 2. September 2015

Coloniales (57)

Worauf man bei der anstehenden Wahl achten sollte

Die kölsche Parteienlandschaft ist so bunt wie ein schwarzes Quadrat von Kasimir Malewitsch. Stellen Sie sich einen Wurf Babyhamster vor, und versuchen Sie, diese Tierchen auseinanderzuhalten: Genauso schwer wird Ihnen die Differenzierung der hiesigen Parteien fallen!
So nah man sich im Kölner Rat ist, so promiskuitiv sind auch die Verhältnisse untereinander. Niemand, der hier nicht schon mit jedem anderen im koalitionären Lotterbett gelandet wäre. Geht solch ein Fisternöllche in die Brüche, fällt schon mal ein hartes Wort aus verletzter Eitelkeit. Aber im Grunde geht man am Rhein sehr pfleglich miteinander um. Unter der warmen kölschen Decke verschmilzt man miteinander wie die Eisklötzchen im Baileys.


Unterscheiden leicht gemacht

Differenzen zwischen den Parteien werden zuweilen im Detail sichtbar. Nehmen wir an, ein bislang brachliegendes städtisches Grundstück soll bebaut werden. Die Pläne der einzelnen Parteien sehen dazu wie folgt aus:

CDU: Ansiedlung eines US-amerikanischen Autokonzerns.
SPD: Ansiedlung eines japanischen Hightechkonzerns.
FDP: Falls wir zum Zeitpunkt der Beschlussfassung mit der SPD koalieren, unterstützen wir den SPD-Vorschlag. Falls nicht, den von der CDU. Sollten wir gerade mit keiner der genannten Parteien zusammenarbeiten, sind wir für eine Aussetzung des Verfahrens bis zu unserem Wiedereintritt in eine mehrheitsfähige Regierung.
Grüne: Aufbau einer mit regenerativer Energie betriebenen Begegnungsstätte für Menschen mit Migrationshintergrund und angeschlossener Behindertenwerkstatt.
Linke: Aufbau einer mit regenerativer Energie betriebenen Behindertenwerkstatt mit angeschlossener Begegnungsstätte für Menschen mit Migrationshintergrund.
Nazis: Haupsache kein Asülantenheim oder Moschee oder Kebapude oder so.

Am Ende wird dann Folgendes beschlossen werden:
Auf dem Gelände entsteht die Dependance eines multinationalen Hightechkonzerns, der auf Autosoftware spezialisiert ist. Der Pförtner ist gehbehindert, die Putzfrau hat einen Migrationshintergrund, und die Parkplatzschranke wird mit Solarenergie betrieben. Weil die Beschlussvorlage einige grammatikalisch komplizierte Passagen enthielt, haben auch die Nazis aus Versehen zugestimmt.


Nazi-Wahlplakat zur Rettung des Deutschtums:
"Ich bin eine doitsche Bokkwursd"



Der Text ist ein Auszug aus: Ölle. Die Stadt am Niehr. Emons Verlag



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