Mittwoch, 13. April 2016

Kölner Gespräche (48): Frank Fischer, Präsident der Bunten Liga

Frank Fischer wurde 1972 im pfälzischen Oggersheim geboren. Er studierte Jura in Mainz und England, um 1999 in Düsseldorf zu landen. 2003 wechselte der Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht nach Köln, wo er vor allem Medienschaffende berät. Sein Schwerpunkt reicht von Film- und Fernsehen über das Internet und Social Media bis zu Games und Events. 2007 stieg er bei der Bunte-Liga-Truppe Dynamo Tresen ein, und seit 2014 ist er Präsident der Bunten Liga Köln.
Frank Fischer lebt mit Frau und Kind in Rösrath.



Eine typische Anwaltskanzlei: Die Justiziare tragen Anzug, auf den Gast wartet eine Sitzecke mit Wasserflaschen und Bonbon-Spender. Und dieser seriös daherkommende Mann soll Präsident der Bunten (Spaß-)Liga sein? Ja, ist er!

Die erste Frage geht an den Medienanwalt: Wem gehört dieses Interview? Mir, Ihnen, der Kölnischen Rundschau oder womöglich dem Leser, der die Zeitung gekauft hat?

Ich denke, die Fragen gehören Ihnen als geistigem Schöpfer. An den Antworten habe ich das Recht, das ich Ihnen jedoch übertrage. Sie wiederum übertragen der Rundschau das Recht auf Abdruck des Interviews. Der Leser spielt hingegen im juristischen Sinn keine Rolle.

In Deutschland lassen die Journalisten ihre Interviews normalerweise vom Gesprächspartner autorisieren. In vielen anderen Ländern ist das nicht Usus.

Als Interviewter kann ich eine Autorisierung nur dann verlangen, wenn ich sie zuvor als Bedingung für meine Einwilligung in das Gespräch formuliert habe. Im Nachhinein habe ich dazu kein juristisches Recht mehr, das hängt dann vom guten Willen des Journalisten ab.

Und wenn Sie sich nun in der Zeitung völlig missverstanden fühlen?

Dann habe ich Pech gehabt. Der klassische Fall: TV Total-Spots, in denen Antworten aus anderen Sendungen in einem verzerrenden Kontext verwendet werden. Da gibt es keinen Anspruch auf eine bestimmte Darstellung. Wenn ich mich für den Größten und Schönsten halte, müssen Sie mich als Journalist noch lange nicht so darstellen.

Es gab in diesem Zusammenhang einige Prozesse.

Eine Grenze wird bei grober Verunglimpfung überschritten. Da müssen dann die Gerichte entscheiden. Aber grundsätzlich gilt auch: Wer sich vor eine Kamera stellt und Fragen beantwortet, sollte wissen, was er tut.

Medienanwalt, das klingt nach Blitzlichtgewitter. Ein zutreffender Eindruck?

Nö. (lacht) Ich finde, ein guter Medienanwalt ist der, der im Hintergrund die Fäden zieht. Klappern mag zwar auch zum Geschäft gehören, aber mein Job besteht vor allem in der Beratung für und Gestaltung von Verträgen im Film- und Fernsehbereich.

Ging es in der Vergangenheit dennoch einmal spektakulärer zu?

Eine gewisse mediale Aufmerksamkeit hatte ein Projekt hervorgerufen, dass ich vor meiner Zeit als Anwalt betreut habe. 2001 durfte ich Verona Pooth nach Bolivien begleiten, wo sie den Grundstein für ein SOS-Kinderdorf legte. Das waren fünf aufregende Tage, einschließlich Besuch beim Staatspräsident, Höhenkrankheit und der Rache Montezumas.

Aber der Alltag ist ruhiger?

Gefreut habe ich mich, als mein Name zum ersten Mal im Abspann einer Kinoproduktion auftauchte, die ich beraten hatte. Der Film hieß nach Deutschlands häufigsten Vor- und Nachnamen: „Wer ist Thomas Müller?“.

Es gibt den berühmten Bayern-Kicker dieses Namens. Könnten Sie auch Spielerverträge aushandeln?

Soweit ich weiß, braucht man dafür eine entsprechende Lizenz. Grundsätzlich gehört der Jurist nicht in den makelnden Bereich, wobei juristische Prüfungen und Betreuungen natürlich legitim sind. In meiner alten Kanzlei haben wir sogar mal einen ausscheidenden FC-Trainer arbeitsrechtlich betreut.

Mit dem Ziel, meinem Verein eine möglichst hohe Abfindung abzupressen?

(lacht) Das nicht. Es ging schlicht um eine ordentliche Beendigung dieses Arbeitsverhältnisses.

In welchem Verhältnis steht die Bunte Liga zum DFB?

Die Ursprünge der Bunten oder Wilden Ligen liegen in den 1980ern und in einem links-alternativen Umfeld. Damals ging es darum, etwas freigeistiger an die Sache heranzugehen als der konservative DFB. Auch heute gibt es Mannschaften aus den untersten DFB-Ligen, die in Wilde Ligen wechseln, wo sie es etwas lockerer angehen lassen können.

Es gibt inzwischen lange Wartelisten, Sie müssen Bewerber ablehnen.

Das stimmt, der Run auf die Bunten Ligen ist ungebrochen. Immerhin konnten wir in den letzten Jahren immer jeweils ein Team in unseren Betrieb integrieren. Es gibt allerdings auch Anwärter, die schon aufgelöst sind, bevor sie an die Reihe kommen.

Willi Hink, der DFB-Direktor für Amateurfußball, sagt: „Wir arbeiten daran, dass der moderne Verein der Zukunft die Hobby-Ligen eigentlich überflüssig macht.“

Schwierig zu bewerten, diese Aussage. Eine Hobbyliga funktioniert fundamental anders als der DFB-Spielbetrieb.

Zum Beispiel wird in der Bunten Liga jeder Anstoß zunächst dem Gegner zugespielt.

Genau. Auch bei den Terminen, den Austragungsorten, der Aufstellung und den Auswechslungen sind wir sehr flexibel. Wenn die eine Mannschaft zwei Spieler zu wenig hat, ist es selbstverständlich, dass die andere einen Mann abgibt oder ihr Team entsprechend reduziert. Fairplay, Respekt und vor allem der Spaß am Spiel stehen bei uns immer noch im Vordergrund.

Wieviel Zeit opfern Sie und Ihre Kollegen im Vorstand?

Am zeitaufwendigsten sind stets die Vorbereitungen einer Saison, das ist auch bürokratische Arbeit. Wenn die Saison läuft, hält sich alles in Grenzen. Es sei denn, wir durchleben gerade eine Schlechtwetterphase, und die Jahnwiesen sind ein einziger klatschnasser Acker.

Dann müssen Sie auf den nächsten Lidl-Parkplatz ausweichen?

So ungefähr. Aber man muss sagen: Die Stadt Köln ist, was die Bunte Liga betrifft, sehr kooperativ.

Profitieren Sie als Präsi von Ihren juristischen Kenntnissen?

So ein paar Basics habe ich nivelliert, unsere Website etwa hat inzwischen ein Impressum. Auch ein eigenes Logo hat die Liga jetzt, und gerade versuchen wir, die Satzung etwas zu vereinfachen. Aber ansonsten bemühe ich mich, da nicht mit erhobenem Zeigefinger herumzulaufen und alles besser zu wissen.

Wird bei Spielen der Bunten Liga viel gesoffen?

Das ist einer dieser Mythen, die längst ausgestorben sind, wenn sie denn überhaupt je so existierten. Auch bei uns gibt es inzwischen gewisse sportliche Ambitionen.


Obstler in Dosen

Der Name Ihres Teams ist immerhin „Dynamo Tresen“. Sind Sie noch selbst aktiv?

(lacht) Ich musste irgendwann einsehen, dass meine technischen und läuferischen Fähigkeiten immer überschaubarer wurden.

Das heißt, Sie fungieren mittlerweile eher als Maskottchen?

So ungefähr. Eher Mädchen für alles. Ich helfe aber auch mal aus, wenn Not am Mann ist.

Sie galten als beinharter Verteidiger. Was muss man sich darunter vorstellen?

Ich bin relativ groß und breit, an mir kommt man halt nicht so schnell vorbei.

Blutgrätsche Fischer?

Weniger das. Genauer: die Wand. (lacht)

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken. Gab es ein Highlight?

Stolz war ich, als unsere Mannschaft sich aufzulösen drohte und wir das mit gemeinsamem Engagement abwehren konnten. Mit dem neuformierten Team sind wir dann aufgestiegen und 2010 sogar Meister geworden.

Imponierend, aber ich dachte jetzt eher an Ihre persönliche Bilanz: ein Dribbling über hundert Meter oder ein Fallrückziehertor.

Nein, zu einem Tor hat es bei mir leider nie gereicht. Letztes Jahr, bei einem meiner sporadischen Einsätze, stand ich einmal wunderbar frei vorm Tor. Aber der entscheidende Pass – der kam nicht.

Und übrigens: Dieses Interview wurde von Frank Fischer gegengelesen und autorisiert.

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