Geschichten aus 1111 Nächten (67)
Dünnbiersuppe und Erleuchtung
Es war die Zeit von Anno, des bösesten aller Kölner Erzbischöfe. Anton hatte eine Kiste Wein aus dem Vorrat des Herrschers gestohlen und war dabei erwischt worden. Wie auf beinahe alle Vergehen stand seinerzeit auch auf dieses die Todesstrafe. Um sich den Anschein eines gerechten Herrschers zu geben, setzte der Erzbischof einen Triumvirat ein, das über den Tünnes richten sollte. Und niederträchtig, wie er war, bestimmte er ausgerechnet des Tünnes besten Freund Schäl in den Rat der Drei.
Der Schäl war verzweifelt. Was sollte er tun: seinen Kumpel opfern oder seine Achtung vor dem Recht? Denn dass der Anton gestohlen hatte, stand außer Zweifel.
Erzbischof Anno hatte auf dem Heumarkt bereits einen Galgen errichten lassen, denn das Urteil stand für ihn fest. Die letzte Nacht vor dem erwarteten Urteil verbrachte der arme Schäl schweißgebadet. Am Morgen jedoch, bei seiner üblichen Dünnbiersuppe, kam ihm die Erleuchtung.
Später auf dem Heumarkt hob er die Hand und stimmte für schuldig. Seine beiden Kollegen jedoch sprachen den Anton frei. Der Schäl hatte sie dazu überredet. Mit einer Kiste Rheinwein.
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