Mittwoch, 17. Oktober 2012

Thekentänzer (62)

Charlys Onkel

Charly heißt eigentlich Karl. Aber der Name gefällt ihm nicht, weil er von jenem Onkel stammt, auf dessen Schoß es sich immer so feucht saß.

Eine Schulbank im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium hat Charly nie gedrückt. Auch keine an irgendeiner Realschule. Wörter wie „Hypotenuse“, „Alliteration“ und „Kategorischer Imperativ“ hat er sich angelesen. Jeden Tag, bevor er weggeht, lernt er ein neues Fremdwort mit dem festen Vorsatz, es noch am selben Abend fallenzulassen.

Charly war nie Mitglied der deutschen Hockey-Jugendnationalmannschaft, obwohl er das jedem erzählt. Er wurde nie zu Kölns bestem Nachwuchsspieler gekürt und hat zu keiner Zeit das Trikot von Rot-Weiß Köln getragen.

An der Geschichte, er sei mal bei den Hell´s Angels gewesen, ist nichts dran. Charly fuhr mit 16 eine grau-beige Kreidler RMC, die ihm jener Onkel Karl testamentarisch überlassen hatte. Als das Mokick auseinanderfiel, sattelte er um auf ein holländisches Drei-Gang-Rad.

Charly verdient sein Geld weder mit Online-Pokern noch als saisonaler Surflehrer. Sondern als Lagerarbeiter. Jeden Morgen um halb Neun fährt er zum Bäcker und holt für die ganze Belegschaft belegte Brötchen.

Weder mit Wotan Wilke Möhring und Hugo Egon Balder, noch mit Carsten Cullmann oder Dirk Lottner war Charly jemals per du. Von letzterem besitzt er allerdings ein Autogramm mit der Widmung „Für Chalie“.

Dass Charly mit mal Doro (ausgerechnet Doro!) zusammengewesen sei, ist ein Gerücht, das er selbst schürt. Doro wohnt jetzt seit über 15 Jahren auf Lanzarote. Vorher, in Ehrenfeld, kauften sie und Karl ihren Javaanse Jongens im selben Büdchen.

Es stimmt allerdings, dass Charly gerne mal einen über den Durst trinkt. Und einen vom Pferd erzählen kann er auch.

So mancher lässt gern mal den dicken Max raushängen


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