Mittwoch, 3. Oktober 2012

Geschichten aus 1111 Nächten (27)

Der sprechende Halve Hahn

Jean, der schielende kölsche Schlemihl, hatte sich schon immer viel auf seine stupende Klugheit eingebildet. Eines Tages, er saß bereits seit Stunden mit Freund Anton im Brauhaus, fühlte er sich bestätigt. Zwischen dem 18. und 19. Kölsch nämlich bemerkte er plötzlich, dass er die Sprache der Halven Hähne spricht.
Das Röggelchen mit mittelaltem Gouda lag vor ihm auf dem Teller, als er es fragte:
„Sag mal, habt ihr auch ganz wie wir einen Fußballverein?“
„Ja“, antwortete der Halve Hahn. „Aber all unsere Spieler haben lediglich ein Bein.“
Jean starrte das Röggelchen an und wollte es nicht glauben. Noch zögerte er, dem Freunde von der neuentdeckten Fähigkeit zu berichten.
„Und sag an, Halver Hahn, habt ihr auch eine Regierung?“
„Ja“, antwortete das Röggelchen aufs neue. „Aber unsere Minister riechen fürchterlich nach Senf.“
Jean fand diese zweite Antwort zugleich unverständlich und bedenkenswert. Um seine Sinne nicht zusätzlich zu verwirren, versuchte er es ein drittes Mal:
„Und verrate mir doch, habt ihr Halven Hähne womöglich sogar einen Gott?“
„Selbstverständlich“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
„Und wie ist er? Ähnelt er euch?“
„Nicht vollkommen“, sagte das Röggelchen. „Wir haben nur eine Scheibe Käse. Er hat zwei.“

Halver Hahn, Unterschichtler

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