Mittwoch, 8. Juli 2009

Coloniales (19)

Das Grab vom Lehrer Welsch, oder: Die Kayjass war in Kalk

Es waren die Straßengruppe „Drei Laachduve“, die zur Session 1937/38 das Lied von der „steinahl Schull“ in die Welt setzte, in der „dreimol Null es Null es Null“. Der Lehrer, der solches angeblich lehrte, Heinrich Welsch nämlich, war damals schon seit drei Jahren tot.
Dass der Mann solchermaßen zu Nachruhm kam, hat er unbedingt verdient. Wobei zunächst einmal sein Wirkungsort korrigiert werden muss: Welsch arbeitete nicht in der Kaygasse am Griechenmarkt, sondern im rechtsrheinischen Kalk. Der 1848 geborene Welsch entstammte einer Bauernfamilie aus der Nähe von Meckenheim, seine Lehrer waren katholische Geistliche. Erste Erfahrungen als Pädagoge machte er in Koblenz, wo er ein Pensionat für Waisenkinder leitete. Nach Anstellungen in Worringen und Sülz war er 1881 nach Kalk gekommen, wo er das Elend der Arbeiterkinder – Armut, ungesunde Ernährung, fehlende Bildung – kennenlernte. 1905 gründete er hier die erste Hilfsschule, vier Jahre später stand bereits eine Erweiterung an. Welsch, so wird berichtet, sorgte sich nicht nur um den Schulunterricht seiner Eleven, sondern auch um ihre sozialen Verhältnisse. So soll er sich beispielsweise für junge, unverheiratete Mütter eingesetzt haben, die wegen ihres „Fehltritts“ gesellschaftlich ausgegrenzt wurden. Welsch schied 1914 aus dem Schuldienst aus und starb 1935.
Sein Grabmal auf dem Kalker Friedhof besteht aus einer planen, von zwei kleinen Stelen gefassten Platte. „Hier ruhen der Lehrer Heinrich Welsch und seine Ehefrau Katharina Welsch“, steht darauf. Es handelt sich um ein schlichtes Reihengrab, nichts deutet darauf hin, dass hier der Held eines der berühmtesten kölschen Lieder liegt. Seinen Namen trägt inzwischen allerdings eine Kölner Lehranstalt, die Rheinische Förderschule für Sprachbehinderte in Flittard.



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