Mittwoch, 1. April 2009

Coloniales (14)

Der Grinkenschmied, oder: Wo der letzte Heinzelmann haust

Bekanntermaßen endet die Geschichte der Heinzelmännchen mit ihrer Flucht. Die neugierige Schneidersfrau hatte sie des Nachts in ihrem Keller überrascht, und da man sie nun einmal erblickt hatte, sah man sie danach nie wieder.
Natürlich kann niemand in Köln zufrieden sein mit diesem Ende, erledigten diese Zwerge doch zuzeiten alle liegengebliebenen Arbeiten. Außerdem gehörten sie zu Köln wie der Dom und 4711. Einen poetischen Kompromiss fand schließlich der Autor und Heimatforscher Franz-Peter Kürten (1891-1957). Er wollte herausgefunden haben, dass zumindest ein Heinzelmann seiner Heimat treu geblieben sei. Der Grinkenschmied nämlich habe in Höhenhaus Asyl gefunden, in einer Höhle am Emberg, genannt „Aan de sibbe Bäum“. Von dort aus hatte er seine geliebte Domstadt immer im Blick.
Bei Grinken handelt es sich um jene metallenen Bänder, die um die hölzernen Reifen von Bauernkarren gespannt wurden. Dem Grinkenschmied, so wird behauptet, habe man lediglich das Material vor seine Werkstatt legen müssen, um am nächsten Morgen das fertige Produkt abzuholen. In Höhenhaus griff man die Fortsetzung der alten Legende gerne auf. Im Mai 1979 wurde dem Grinkenschmied ein Denkmal gesetzt. Seine bronzene Tafel steht in einer eigenen Nische am Rande des Wupperplatzes, dem zentralen Treffpunkt des Ortes. Der Heinzelmann mit den rgoßen Augen und dem Vollbart schwingt den schweren Hammer seines Gewerbes, unter ihm warten Arbeitsmaterial und Amboss auf den Schlag.
Einmal im Jahr wird der Höhenhauser Dorfgnom symbolisch zum Leben erweckt. Im Rahmen eines Festzuges trägt man ihn sodann durch die Straßen, bevor er für drei Tage über das Kirmestreiben wacht. Danach, so muss man sich das wohl vorstellen, kehrt er glücklich und zufrieden in seine Höhle zurück.



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